Fehlende Parkplätze in Straßen (parking:lane)

Hallo,

für ein Forschungsprojekt der Stadtwerke Krefeld und der Hochschule Niederrhein möchte ich die Reisewiderstände mit ÖPNV und MIV in Krefeld für über 500.000 Relationen berechnen. Hierfür habe ich ein Matlab Skript geschrieben, das ähnlich wie OSRM, beliebige Punkte auf dem kürzesten oder schnellsten Weg verbindet und kann so die Reisewiderstände mit einem Dijkstra-/ Bellman-Ford-/ Floyd-Warshall-Algorithmus berechnen und wissenschaftlich identifizieren, wo und wie der ÖPNV verbessert werden kann.

Für die Standardisierte Bewertung und den MIV Reisewiderstand benötige ich jedoch die Parkplatzverfügbarkeit am Zielort. Diese Verfügbarkeit möchte ich zunächst mit Parkplatzfläche/Anwohnerzahl abschätzen. Da für die Parkplatzfläche natürlich nicht nur ausgewiesene Parkplatzflächen (amenity=parking) sondern auch Parkplätze in Straßen (parking:lane=parallel/perpendicular/…) relevant sind und das in OSM sehr detailliert getaggt werden kann, dachte ich, dass OSM eine perfekte Quelle für diese Daten ist.
Allerdings sind diese tags kaum benutzt worden.

Da ich erst seit einem Monat mit OSM arbeite und mich mit der Community hier nicht auskenne, folgende Fragen an euch:

  • Warum werden diese tags kaum benutzt? Andere tags sind ja auch zum Großteil sehr detailliert vorhanden. Wird hier eventuell nur der Aufwand und nicht der Nutzen gesehen?
  • Gibt es eine Möglichkeit die Krefelder Community direkt anzusprechen und darum zu bitten diese tags in Zukunft mit aufzunehmen?

Das Tool das wir entwickeln wird nach Projektabschluss kostenfrei öffentlich gestellt, sodass jede Kommune der Welt bewertet werden kann. Dafür müssten natürlich insgesamt mehr Parkplatzinformationen in OSM einpflegt werden. Ist es realistisch, dass OSM in den nächsten Jahren soweit ist? Zumindest in größeren Städten in Deutschland, wo Parkplätze knapp sind?

Vielen Dank vorab und bleibt gesund,
Lukas Spengler

In Krefeld gibt es so weit ich weiß jetzt keine so große Community, leider. Man müsste die Straßen, wenn man es genau machen möchte, auch theoretisch alle drei Meter aufteilen. Auf einer Straßenseite ändert sich ja auch oft irgendwas, an jeder Einmündung usw.

Hallo Lukas,

herzlich willkommen im OSM-Forum.

Es ist, wie vieles, eine Fleißarbeit, die Straßen abzufahren (oder überall Mapillary-Bilder auszuwerten) und die Parkmöglichkeiten am Straßenrand zu erfassen. Mapping wird erfahrungsgemäß (so kenne ich das von den Eisenbahndetails) dadurch angekurbelt, dass es eine Karte oder andere besonders nützliche Anwendung gibt, die die Daten auswertet. Deshalb hat auch nur ein Teil der Straßen ein surface=*-Tag. Für Parkmöglichkeiten am Straßenrand gibt es tatsächlich eine Karte. Mit einer Karte oder einer konkreten Anwendung kann man Mapper erfahrungsgemäß besser motivieren.

Es gibt, soweit ich weiß, keine spezielle Krefelder Community, sondern nur sicherlich mehrere aktive Mapper in der Gegend. Im Kreis Viersen gibt es jedoch einen regelmäßigen Stammtisch, ansonsten in Düsseldorf. Aktive Mapper kannst du ermitteln, indem du mit OSMCha schaust, wer dort gerade mappt.

Mapper mappen meist, was sie wollen. OSM ist nicht zentral gesteuert. Wie oben beschrieben kannst du versuchen, das Bewusstsein bei den Leuten zu wecken. Ansonsten hilft es auch, selber mal einige Straßen zu taggen. Wenn jetzt gerade keine Kontaktbeschränkungen bestünden, würde ich eine Mappingparty vorschlagen, zu der du/dein Betreuer einladet, um mal gezielt einen Stadtteil o.ä. zu erfassen.

Ich selbst habe zwar ein Auto, aber bislang war der Nutzen für mich geringer verglichen mit Lkw-Durchfahrtsverboten und Radfahrstreifen. Wie schon Lukas458 angemerkt hat, muss man die Straßen oft auftrennen. Außerdem habe ich auch immer ein wenig den Verdacht, dass sich die Parkbeschränkungen zu schnell ändern. Vielleicht habe ich da aber auch nur ein Gefühl, das völlig neben der Realität liegt. :confused:

Zukunftsprognosen in OSM sind schwierig. Man hat uns prophezeit, unser Projekt würde nichts werden und wir würden es nie schaffen, eine Community-getriebene Karte (in Teilen Deutschland sogar bis heute ohne jegliche amtliche Unterstützung, also Guerillia pur) auf die Beine zu stellen, die auch im kommerziellen Umfeld nützlich ist (praktisch jeder ernsthafte ÖPNV-Betrieb dürfte mittlerweile OSM nutzen). Was auf prominenten Karten gerendert wird oder anderweitig Anwendung findet, wird in die Fläche gehen. Zehn Jahre vergehen mindestens (basierend auf meinen Erfahrungen mit dem Eisenbahnsignalmapping seit 2014), sofern nicht gezielt Kommunen oder externe Organisationen anfangen, das in OSM zu erfassen und zu pflegen.

Viele Grüße

Michael

Das ist eines der großen Probleme. Und für mich persönlich ein No-Go für dieses Schema (= ich werde es nie nutzen, egal wie etabliert es sein sollte). Im Gegenteil: man verliert die Lust die primären Tags der zerhackten Straße zu pflegen. Anfänger steigen dann auch gleich gar nicht in OSM ein.

Ein Anderes ist, dass das häufig gar nicht so gut abgrenzbar ist. Ich kenne unzählige Straßen, in denen beidseitig der Straße halb auf dem Gehsteig geparkt wird, obwohl das (dort) gar nicht zulässig ist. Eigentlich dürfte man nur einseitig auf der Straße parken. Auf welcher Seite hängt dann davon ab, wer zuerst kommt. Wie sollte man das objektiv abbilden? Innerorts darf man fast an jeder Straße (die breit genug ist) parken - ohne dass man das jetzt ausbau- oder schildermäßig sehen könnte.
Weiterhin ist das in Städten mit Anwohnerparkregelungen und entsprechenden Zeitfenstern vielschichtig und teilweise riesig aufwendig zu erfassen/pflegen.
In der Summe ist das zusammen mit den laufenden Änderungen praktisch nicht wartbar und hat wahrscheinlich für die meisten Mapper kein sinnvolles Verhältnis von Aufwand/Nutzen.
Ehrlicherweise nutze ich in den Fällen, wo mich das Parken in fremder Umgebung interessiert lieber ein (Luft-)bild, weil mich die Wahrscheinlichkeit (=subjektive Beurteilung), dass man dort parken kann mehr interessiert.

Vielen Dank für die Antworten, das hat mir sehr geholfen. Den Viersener Stammtisch habe ich mal angeschrieben.

Es sollten natürlich nur legale Parkplätze getaggt werden und ich glaube die Abgrenzung ist gesetzlich eindeutig geregelt. Aber, dass das manchmal sehr kompliziert ist, da stimme ich zu.
Große langfristige Änderungen sehe ich nicht bei Parkplätzflächen in Innenstädten, da die Stadtplaner aufgrund der steigenden PKW Zahlen nur in Ausnahmefällen das Umbauen von Parkplatzflächen genehmigen.

Interessant und schade. Es gibt wohl bisher nirgendwo in Deutschland tags dazu, bis auf ganz wenige in Berlin.

So genau müsste es garnicht sein. Eine einfache Angabe, ob in einer Straße Parkplätze sind oder nicht und ggf. noch ob die parallel oder orthogonal angeordnet sind, würde schon zielführend sein. Wieviele Parkplätze dann durchschnittlich pro Meter Straße vorhanden sind, ließe sich bestimmt mit Satellitenbildern stichprobenartig für die unterschiedlichen parking:lane values abschätzen.
Der gesuchte Wert, den ich damit berechnen möchte, ist die durchschnittlich benötigte Zeit, um einen Parkplatz am Zielort zu finden. Da kommt es letztendlich nicht auf die Minute an.

Das ist genau der Kern des Problems. Nehmen wir an, an einer 100m Straße langen steht dran, dass dort 30 Parkplätze sind. Nun möchten jemand die Straße trennen, weil eine Abbiegebeschränkung fehlt. Ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen würde es nach dem Trennen an beiden Stücken 30 Parkplätze geben.

https://zlant.github.io/parking-lanes/#15/51.0085/13.6519

Da muss ich doch direkt einmal wieder schauen und ergänzen.

https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:MENTZ_GmbH#Zug.C3.A4nge_zu_Haltepunkten.2C_Bahnsteigen_und_Bussteigen
hatte da auch schon einmal einen Versuch unternommen. Vielleicht einmal Kontakt aufnehmen.

Das wäre meiner Ansicht nach der sinnvollste Weg, das parking:lane-Tagging zu nutzen, damit also nur die generalisierte Aussage, an dieser Straße gibt es z.B. links Schrägparkplätze und rechts Halteverbot und ob die Parkplätze in einer Anwohnerparkzone liegen oder frei oder kostenpflichtig sind. Wenn man abbilden möchte, daß alle 4-5 Parkplätze eine Bauminsel ist, ist das mit parking:lane nur durch extreme Zerstückelung des Wegs möglich und sowas will später keiner mehr anfassen, wenn andere Straßenattribute wie Höchstgeschwindigkeit, Surface u.s.w. hinzugefügt oder geändert werden sollen. Generalisiert heißt aber auch, daß ich allenfalls grob die Anzahl der Parkplätze abschätzen kann.
Vorteil wäre die Erfassung der Eigenschaft “hier kann geparkt werden” am Weg und damit für einen Router verwertbar oder auch umgekehrt: “Ihr Ziel liegt in einer Straße mit beidseitigem Halteverbot”.

Dieser Versuch die Parkstreifen mit Bauminseln abzubilden dient nur einem je nach Geschmack schönen oder unschönen Kartenbild, aber die Parkflächen haben keine Verknüpfung mit der Straße:
Ansicht im Parking Lanes Viewer
Ansicht in osm.org

Sollte das als Parkverbot markiert werden, ob wohl keine VZ stehen? Ich habe bisher nur nach VZ gemappt. Zum Beipiel müsste auf einer Straße von 5,5 m Breite beidseitig Parkverbot bestehen; auch an mehrspurigen Fahrbahnen und Fahrbahnen mit Richtungspfeilen.

Nein - https://www.openstreetmap.org/way/369119879 hat so eine “Bauminsel”: https://www.openstreetmap.org/node/4271225799

Hm, ja und nein. Vielleicht war ich mit “Bauminsel” zu undeutlich. traffic_calming=choker ist ja eine Fahrbahnverengung. Der Fall, den ich im Sinne hatte und der im verlinkten Beispiel gegeben ist, hat durchgehend gleich breite Fahrbahnen, nur der Parkbereich ist von Bäumen unterbrochen. Das ist mehr Verschönerung des Straßenraumes als Verkehrsberuhigung.

Aber wenn ich mir Dresden anschaue, ist da wesentlich mehr parking:lane gemappt als anderswo; vielleicht ein besserer Ausgangspunkt als Krefeld? :wink:

Wenn es sich um Fahrstreifenbegrenzungen (durchgezogen) handelt: Ja.
Bei Leitlinien (gestrichelt): Nein.

In Herford gibt’s ein paar Beispiele für schön komplizierte Bedinungen.
Sowas wie Mo-Fr 9-18 Parkschein, Sa 9-18 Parkscheibe, So 9-18 kostenlos, 18-9 nur Anwohner. Zum Glück gibt’s da eine JOSM-Vorlage.