useability von OpenStreetMap

Hallo Mapper.

Ich versuche gerade den Stammtisch in Freiberg wieder zu beleben mit neuen Themen. Eines welches ich oft von Leuten hier auf der Straße höre ist:

OpenStreetMap ist unbenutzbar.

Das ist mittlerweile so häufig, dass ich eine Mutter dazu bekommen habe ihre Kritik und Wünsche zu beschreiben.

Jetzt zu meinen Fragen: Gab es schon einmal eine Umfrage dazu?
– Wenn ja, wo finde ich die?
– Wenn nein, besteht Interesse eine solche Umfrage einmal zu machen? Wen kann ich dazu ansprechen?

Viele Grüße, neoLithos

Es sieht nicht aus wie Google, also findet man sich nicht sofort zurecht.

Mir geht’s so ähnlich, wenn ich ne Google-Karte nutzen muss.

Könnte es sinnvoller sein, im eigenen Bekanntenkreis detailliert zu fragen, woran es OSM mangelt?

Mich persönlich nervt an der Suchfunktion auf osm.org, dass sie nicht mit Tippfehlern umgehen kann.

Was ist dabei mit „OpenStreetMap“ gemeint – die Geodatenbank oder die Kartendarstellung auf der OSM-Website?

–ks

Dann teile uns doch mal ihre Aussagen mit.

Alle meinen die Kartendarstellung auf der Webseite. Die Apps (GuruMaps), welche OpenStreetMap nutzen konnte ich schon meinem Umkreis näher bringen.

  • Ja. das ist richtig. Ein Rechtschreibfehler und die Suche versagt.

  • Oder etwas, was sie auch nicht schafft: Gebt mal als Suche Route von München nach Hamburg ein. OSM findet keine Route. Wir Mapper wissen warum. Jemand der einfach OSM nutzen will, nicht.

Ich habe gerade meine Mitschriften von dem Gespräch nicht zur Hand. Schreibe sie heute Abend noch einmal hier ins Forum rein.

Der Grund ist, dass die osm.org Webseite nur ein Demo der Daten sein soll und nicht funktionell mit Webseiten wie Google konkurieren will.
Es gibt durchaus Möglichkeiten. Hier z.B. http://photon.komoot.de/ wird Berlin auch gefunden, wenn Du Berlni eintippst, was osm.org nicht hinbekommt. Oder auch andere Router…
Den Eingangs beschriebenen Anspruch teile ich auch nicht und ich halte die Legitimation der Entscheidung für fraglich. Letztendlich hilft es aber nichts sich darüber aufzuregen, denn irgend jemand müsste die Funktionen ja implementieren und warten. An verlässlichen Freiweilligen, die über längere Zeit unbezahlt einen Teil ihrer Freizeit opfern, mangelt es eh schon. Und ein Modell wie Wikipedia, die über Fundraising neue Dinge umsetzen, sehe ich bei OSM nicht.

Ich hatte vor einiger Zeit doch hier schon mal rumgesponnen, auf osm.org einen Kartendienst anzubieten, der dem Nutzer zeigt, was OSM tatsächlich kann – vielleicht mit brouter-Einbindung (profilbasiertes Routing) und einzeln schaltbaren POI-Ebenen. Finde den Thread nur grad nicht wieder.

–ks

Einige Dinge kann und sollte man bestimmt verbessern. Aber irgendwo werden wir immer die etwas andere Karte sein, weil wir halt nicht kommerziell sind. Wenn die Leute eine tippfehler-resistente Suche wollen, ist das verständlich und für uns auch machbar. Aber als nächstes kommt dann “ihr seid unbenutzbar, weil ihr keine Luftbilder habt”, oder “ihr seid schlecht, weil man bei Euch nicht sehen kann, wo gerade die Staus sind”, oder “ihr seid unpraktisch, weil ihr nicht anzeigt, wie lang die durchschnittliche Wartezeit beim Friseur ist, Google kann das aber”, oder “warum kann ich bei Euch nicht direkt ein Hotel anklicken und buchen wie bei TripAdvisor” und so.

Für den Nutzer, dem seine Privatsphäre egal ist und der für den Komfort von Luftbildern und Staumeldungen gern damit bezahlt, dass ihm Werbung vor die Nase gehalten und seine Fortbewegung getrackt wird, für den hat Google das bessere Angebot, und daran wird sich auch nie etwas ändern…

Bye
Frederik

  • 1000 zu Frederiks Statement. Und:

Mir auch. Ich persönlich finde Google Maps schlecht benutzbar. Und dazu muss man keineswegs aktiver Mapper sein: Meiner Frau geht es, nach einer Weile OSM-Nutzung (ohne Mappen), genauso. Das bedeutet mMn: Der oft angenommene große Unterschied in der „Benutzbarkeit“ zwischen OSM und Google Maps dürfte zu einem nicht geringen Teil Gewohnheits- und Geschmackssache sein.

Wir sollten auf keinen Fall das, was an OSM gut ist (und damit meine ich auch viele Aspekte der so oft kritisierten Website www.openstreetmap.org), über den Haufen werfen und blindlings nachmachen, was Google Maps macht – das würden dann „die Leute“ zwar dann oft gut finden, es würde damit aber auch vieles schlechter.

Ein Beispiel: Wenn OSM eine Adresse findet, dann weiß ich, dass sie in den Daten vorhanden ist. Wenn Google Maps eine Adresse gefunden zu haben behauptet, heißt das dagegen fast gar nichts – oft errät = interpoliert Google Maps Adressen nur, weist den Benutzer aber in keiner Weise darauf hin. Auch nicht existente Adressen, etwa Hausnummern, die es in einer Straße gar nicht gibt, „findet“ Google Maps auf diese Weise klaglos. Das ist für mich persönlich ein absoluter Usability-Albtraum — eine scheinbar allwissende Suche, auf die man sich aber nicht verlassen kann (bzw. noch viel weniger verlassen kann als auf unsere Daten).

Will sagen: Eine etwas fehlertolerantere Suche wäre gut, etwa was das Setzen von Kommas in gesuchten Adressangaben angeht, aber auf keine Fall sollten wir z.B. dieses hemmungslose Drauflos-Interpolieren von Google Maps nachmachen.

Ich glaube damit könnte man vielen Leuten schon entgegen kommen, für eine bessere Usability und auch höhere Akzeptanz. Orte dessen exakte Schreibweise (bspw. l oder ll im Namen) man nicht kennt, ist sonst fast unmöglich zu finden und führt schnell zu Frust.

Wir machen gar nichts also auch bspw. keine tippfehler-resistente Suche weil es darüber hinaus noch weitere Wünsche gibt, halte ich für ein extrem schwaches Argument.
Niemand hat gefordert, die schlechten Dinge von Google zu übernehmen. Das Problem ist die Einstellung wie “Wir machen nichts, sonst kommen noch mehr Wünsche” oder “Ich komme mit OSM klar, also gibt es kein Problem” und “Google ist eine Datenkrake und macht dieses und jenes falsch, also sollten wir uns nicht ändern”

Wenn ich mich recht erinnere war das Usability-Thema, das am häufigsten während des 36c3 genannt wurde, dass bei der Suche die Ergebnisse nicht nach räumlicher Nähe gewichtet werden.

Wenn ich zB. gerade einen Kartenausschnitt meines Wohnortes sehe, und nach “Hauptstraße” suche, dann interessiere ich mich wohl eher für die Hauptstraße in Bielefeld-Brackwede als für die vorgeschalgene Hauptstraße in Edingen-Neckarhausen …

Was Google Maps angeht: ich habe ja eher das Gefühl, dass die immer mehr nachlassen bei der reinen Kartendarstellung. Bei meinen Eltern im Dorf zB. gibt es dort jede Menge Phantom-Gebäude, zum Teil wurden da Teiche, Hecken, und Bachläufe als angebliche Gebäude erkannt, das große Gewächshaus unseres Nachbarn mit mittlerweile ca. 100x50m Fläche dagegen überhaupt nicht. Würde man mir das Dorf im Umkreis von 1km Radius um mein Elternhaus als “stumme Karte” ohne Beschriftung zeigen, ich würde auf Google Maps vermutlich nicht einmal erkennen, dass es die Gegend zeigt in der ich aufgewachsen bin …

In der Stadt bei mir selbst vor der Haustür sieht es ein wenig besser aus, aber auch da: der Gebäudeteil in dem der Großteil meiner Wohnung liegt existiert bei Google nicht, die freistehende Garage des einen, und die Gartenhütte des anderen Nachbarn dagegen schon. Nicht weit von hier liegt angeblich eine Bäckerei mitten auf einer Kreuzung, und bis vor nicht allzu langer Zeit hatten wir angeblich ein Kino in der Nachbarschaft (tatsächlich nur die Büroadresse eines kleinen Kinosaals in der Innenstadt … Geocoding aus zusammengesuchten Adressdaten ist schon was feines).

Was mich persönlich aber immer bei Google-basierten Karten auf PC und Laptop zur Weißglut treibt: dass man nicht mit Shift-MouseDrag direkt in einen gewünschten Bereich hineinzoomen kann … das ist für mich persönlich das Killer-Feature von Leaflet und Openlayers, und funktioniert ja zB auch bei Bing …

Es fehlen leider noch viele Hausnummern… und Adresssuche könnte man auch noch besser machen… so wie OSMand macht ist ein guter Ansatz. Vielleicht als “erweiterte Suche” … weil mache wäre das schon wieder zu kompliziert :roll_eyes:

Es wäre schon viel geholfen, wenn ein Link auf die vielen Karten gesetzt würde die von der Datenbank abgeleitet sind: https://wiki.openstreetmap.org/wiki/List_of_OSM-based_services

Im jetzigen Zustand bekommen die Leute nicht mit was alles mit OSM gemacht werden kann.

Eben: die Leute sehen OSM als “Anwendung”, nicht als “Datenbank”. Und mir geht es genauso, auch wenn ich die technischen Hintergründe verstehe.

Außerdem haben wir häufig sher Ideologie-lastige Diskussionen.
Welche Geschwindigkeit soll für Autobahnausfahrten eingetragen werden? Ach ja, es sit Sache des Routers und nicht der Datenbank, “sinnvolle” Werte zu finden - de facto verwenden Router maxspeed als Routinggeschwindigkeit.
Aber das ist “subjektiv” - der schlimmste Vorwurf in OSM. Schließlich haben wir den Anspruch auf Objektivität.

Gewiss, auch Google glänzt nicht immer. Ein paar spezielle Erfahrungen habe ich damit in Thailand gemacht (was die hiesigen Nutzer nicht treffen wird), z.B. “Straßen” auf die ich allenfalls Leute mit Geländewagen schicken würde. Fehlerhafte Straßennamen oder -nummern. Oder nicht vorhandene Unterkünfte.

Also ich weiß als Mapper auch nicht warum, würde mich aber interessieren. Mir gefällt die OSM Hauptseite ebenfalls nicht, aber ich kenne genug Alternativen und nutze für Routing Graphhopper direkt - dort funktioniert München-Hamburg wie erwartet.

Ich denke die OSM Seite ist einfach eine höchst irreführende Einrichtung. Auf der einen Seite heißt es immer wieder bei OSM geht es um die Datenbank und die Seite soll nur ein Beispiel sein was geht - aber wenn ein unbedarfter Nutzer dorthin surft, sieht er nur DIE eine OSM Karte und DEN OSM Routingservice - und die sind aus dieser Erwartungshaltung heraus gesehen beide nicht sonderlich überzeugend.

Ich bin auch der Meinung, daß OSM auf die Vielseitigkeit der Nutzungen und die Vielzahl von Karten und Diensten hinweisen sollte anstatt einem nur (scheinbar) DIE Karte hinzuklatschen. Es gibt dort noch nicht mal einen direkten Link ins Wiki, wo sich diese Infos befinden würden.

Das Thema ist auch alles andre als neu. Auf der deutschen Version openstreetmap.de ist das schon lange deutlich besser gelöst, dort landet man auf einer Hinweisseite, die eine ganze Reihe von unterschiedlichen Möglichkeiten und Links zeigt, bevor es dann mit dem nächsten Klick zu einer der Karten weitergeht. Wenn ich mit Interessierten über OSM spreche, gebe ich ihnen immer openstreetmap.de als Link.

gelöscht

Also fuer mich und mein Umfeld ist das grösste OSM usuabilty Problem die völlig inkonsitenten Daten.

Du findest Stellen, wo die Openstreetmap und die aus ihr abgleiteten Karten sehr toll sind. Da haste dann sogar oft wesentlich bessere Infos, als alle anderen Dienste anbieten können. Ich meine: Wo kann man schon nachgucken, was fuer ein Material die Parkbank hat?

Willst Du nun aber diese Dienste benutzen, kannst Du völlig unvermittelt ziemlich tief fallen. Du läufst los und willst einen Wanderweg gehen. Die Karte ist super: Du erkennst den Weguntergrund, siehst wo Du durch Wald gehst - kurzum alles passt und ist sogar besser erkennbar als auf jeder topografischen Karte.

Nur nach 1,5 Std bist Du plötzlich und völlig unerwartet in einem Loch: Der Wanderweg ist nurnoch als “Fussweg” reingedumpt und Du stehst an jeder Kreuzung und fragst Dich, ob Du jetzt auf oder neben der Waldstrasse suchen musst. Du kannst Dich nicht mehr orientieren, weil die Waldgrenzen mit der Realität nix zu tun haben. Und Du stehst plötzlich vor Zaunuebertritten oder sonstigen Hindernissen, die Dich vielleicht nerven. Ein paar KM vorher war jede noch so kleine Treppenstufe eingetragen - und jetzt ist urplötzlich nichtmal ernsthafte Hindernisse drinn.

Und das Problem: Es ist wahnsinnig schwer, sowas im Vorraus zu erkennen. Du musst viel Mappingerfahrung mitbringen, um ueberhaupt erkennen zu können wo die “Datenlecks” sind. Selbst ich fall da regelmässig drauf rein und suche irgendwelche Pfade 20-30 Meter parallel zu einer Waldstrasse.

Also kann ich Openstreetmap im Grunde nicht (allinstehend) benutzen. Das heisst, ich hab was “vernuenftiges” mit dabei. Tja und so kommt man nie an die Poweruser ran…

Und das geht ja auch bei anderen Anwendungsbreichen so. Verwendest Du etwa die typische “Stichprobenmethode” und schaust Dir 3 Parkplätze neben ner Fernstrasse an und willst danach einen sinnvollen Platz fuer die Mittagspause aussuchen - hm, geht im Grunde nicht. Bei einigen weist Du, wo die Papierkörbe stehen und wo der Strassenbelag wechselt und wie die Haltebuchten angelegt sind. Bei anderen wiederum steht einfach nur ein “P” verbunden mit der Fernstrasse und dahinter kann sich alles von nem coolen Rastplatz mit Bänken toller Aussicht auf nen See bis zu plumpen “Nothaltebuchten” verbergen.

Auch hier ist bei mir die Openstreetmap daher nur eine Ergänzung. Wenn Informationen da sind, sind die gut.

Ach ja: ich hab viel versucht, um die Informationslöcher ueberhaupt zu finden. Aber das stellt sich sehr schwierig da. **manchmal wuensche ich mir, dass die Kartenhersteller irgendwie deutlich machen, auf welcher Informationsmenge das gerenderte Bild beruht - und da wo die Datenlage schlecht ist, das Bild z.B. aufhellen. ** Aber das ist natuerlich kompliziert. Leider kann man nicht direkt aus der Menge der nods pro Flächeneinheit auf die Qualität und Vollständigkeit der Daten schliessen.

Das könnte man in die Datenbank eintragen. Die Welt in überschaubare Flächen einteilen und den Detailgrad per Tag beschreiben. Wenn die Info gepflegt wird, kann man auch Mapper ansprechen “Hier gibt es noch zu tun: …”.

Gibt es sowas vielleicht schon?

Hallo,

Geocoding mit Photon könnte man prinzipiell auch auf openstreetmap.org anbieten. Das geschieht jedoch nicht, weil die personellen Ressourcen (Admins) in der OSMF fehlen. Das Problem ist jedoch lösbar. Der FOSSGIS stellt jetzt schon zwei Dienste für www.openstreetmap.org bereit, nämlich die Overpass-API und OSRM. Wenn sich Freiwillige finden, die mit FOSSGIS-Mitteln eine Photon-Instanz betreiben, würde ich das begrüßen.

Es gibt jedoch ein paar Dinge, die bedacht werden sollten:

  1. Photon setzt in seiner aktuellen Version auf eine Uraltversion von Elasticsearch. Ich bin dagegen, dass wir uns da eine weitere Software-Altlast ans Bein binden [1]. Wenn Photon, dann mit einem mehr oder minder “zukunftssicheren” Technologie, die nicht übermorgen schon wieder veraltet ist [2].

  2. Öffentlich nutzbare, kostenlose Geocoding-Dienste haben mit erheblicher Überbeanspruchung durch missbräuchliche Nutzer zu kämpfen (Kostenlosmentalität usw.). Die Administration dieser Dienste erfordert kontinuierliche Aktivität der Administratoren. Sperrlisten müssen regelmäßig angepasst werden, um missbräuchliche Nutzer, die mal geschwind 1 Million Adressen geocodieren wollen, zu sperren. Es sollte daher kein Ein-Mensch-Projekt sein und den Administratoren sollte es gelingen zu überzeugen, dass sie nicht nach einem halben Jahr schon die Lust verlieren werden.

  3. Gerade des hohen Missbrauchspotentials wegen ist eine klare, deutliche und idealerweise auch antikommerziell ausgerichtete Nutzungsrichtlinie sehr zu empfehlen. (Das ist kein großes Hindernis, diese muss man einfach erfinden und aufschreiben)

  4. Wozu bräuchte man dann noch das Nominatim-Projekt und die Nominatim-Instanz der OSMF außer als Datenquelle für Photon [3]? Kann es überhaupt eine sinnvolle Benutzeroberfläche geben, die Nominatim und Photon nutzt/nutzen kann?

Viele Grüße

Michael

[1] Liste einiger tlw. seit Jahren bestehender IT-Infrastruktur-Altlasten bei OSM: OSM-API kann keine aktuellen PostgreSQL-Versionen nutzen, help.openstreetmap.org nutzt ungepflegte Software, Mailman-Upgrade muss in den nächsten ein bis zwei Jahren gemacht werden
[2] Ob man bei mehr oder minder gehypten Open-Source-Projekten wie Elasticsearch überhaupt von “zukunftssicher” sprechen kann oder ob sich alle halbe Jahr alles ändert, sei mal dahingestellt.
[3] Photon nutzt eine Nominatim-Datenbank als Datenquelle.