Wir brauchen feste Regeln für die Verwendung von Multipolygonen!

TL;DR Ich denke, dass es an der Zeit ist, dass wir als deutsche Community Regeln einführen, die – das meine ich wirklich so – die übertriebene Nutzung von Multipolygonen für unerwünscht erklären.

Hallo,

ich habe neulich in der Nähe von Leipzig versucht, einen Multipolygon-Freund von meiner Meinung zu überzeugen. Ich habe mit den drei folgenden Argumenten für einen sparsamen und bedachten Einsatz von Multipolygonen plädiert (Langfassung in der Änderungssatzdiskussion):

  1. Multipolygone neigen dazu, kaputt zu gehen.
  2. Auf einander liegende Ways sind zwar auf den ersten Blick doppelte Daten, aber Relationen sind für Datennutzer aufwendiger zu verarbeiten.
  3. Es fällt nicht nur Neulingen, sondern auch vielen erfahrenen Mappern schwer, in Gegenden mit intensivem Multipolygoneinsatz (manche sprechen dann von “Multipolygonteppichen” oder “Multipolygonitis”) Landnutzungsdaten zu ändern.

Ich habe ihn gebeten, künftig mit Multipolygonen sparsamer zu sein.

Er hat jetzt geantwortet. Hier auszugsweise seine sehr lange Antwort:

Es ist schön, wie direkt er mir zeigt, dass er anscheinend nicht weiß, wovon er spricht. Der Overpass-Turbo ist nur eine Benutzeroberfläche. Die wahre Arbeit steckt in der Overpass-API. Diese meint er sicherlich. Die Overpass-API “cacht” Flächen und tut, wie viele andere Datennutzer nicht direkt zwischen Flächen mit und ohne inneren Ringen unterscheiden.

Dass ich ohne eine ausreichend performante, freie Beispielimplementierung von derlei Ausführungen nicht allzu viel halte, dürfte wohl keine Überraschung sein. :slight_smile:

Sechs Jahre sind vergangen, seit Nop den Thread Multipolygonwahnsinn - oder: Durchblick war gestern! gestartet hat. Etwa zehn Jahre ist die Einführung von Relationen jetzt her.

Ich bin eigentlich jemand, der nicht viel von Mappingvorschriften und “Mapping-Goldstandards” hält. Aber der ewige Streit um die Flächenverklebung hat meine Meinung ein wenig geändert.

Seit ich bei OSM dabei bin, also seit sieben Jahren sehe ich Leute hier im Forum leidenschaftlich über Multipolygone diskutieren oder sich aufregen. Anfangs war keine klare Mehrheit erkennbar. Mittlerweile gewinne ich den Eindruck, dass man zu Recht behaupten kann, dass die deutsche Community mehrheitlich gegen die übertriebene Verwendung von Multipolygonen (“Multipolygonwahnsinn”, “Multipolygonteppiche”, “Multipolygonitis”) ist. Die verbliebenen Befürworter sind wenige geworden. Sie haben entweder nachgegeben, das Projekt verlassen (schade, aber zum Wohle der Community wohl schwer vermeidbar) oder sind verbissen wie eh und je (siehe oben).

Ich denke, dass es an der Zeit ist, dass wir als deutsche Community Regeln einführen, die – das meine ich wirklich so – die übertriebene Nutzung von Multipolygonen für unerwünscht erklären.

Daher würde ich es begrüßen, wenn jemand einen Vorschlag für einen Communityrichtlinien-Entwurf ausarbeiten und zur Diskussion stellen würde. Wenn dieser gereift ist, kann man dann auch darüber als deutsche OSM-Community abstimmen.

Es handelt sich hierbei um ein Thema, das wir als Community selber lösen können. Wir brauchen hierfür keine Hilfe von auswärts (der OSMF). Andere nationale Communitys können unsere Regeln dann in identischer oder abgeänderter Fassung übernehmen, wenn sie sie für geeignet halten. Durch das eigenständige Entwerfen, Diskutieren und Beschließen von Regeln können wir selbst zeigen, dass wir das als das Sourverän selbst tun können.

Viele Grüße

Michael

PS Falls es noch nicht bekannt ist: Mir ist mindestens eine Sperre eines Multipolygonbefürworters bekannt.

EDIT: Buchstabendreher im Titel dieser Diskussion korrigiert

Es wird ein allgemeiner Tagging-Gold-Standard benötigt. Aber von diesem Thema will der OSM-Vorstand, der so etwas anstoßen müßte, nichts wissen.

Ja manchmal ist das schon mehr als komplex :confused: Aber wo fängt man an wo hört man auf? Wo zieht man da die Grenzen von sinnvoll bzw. nicht sinnvoll?

Ich kenn ein Beispiel da wurden vielerlei Flächen über lauter Multipolygone erstellt… wurde aber schon aufgelöst:
https://www.openstreetmap.org/way/239022783

Da wurde z.B. eine Fläche über viele outer-Ways erstellt…

Hast du dazu auch negativ-Beispiel für die Verwendung von Multipolygone? Kann man diese finden über z.B. Overpass?

Andererseits können Renderer… wie z.B. Carto… dazu Beitragen das man auf einmal Relationen braucht die man jahrelang nicht gebraucht hat… früher war z.B. Wasserflächen im Wald ohne Relation kein Problem heute schon :frowning:

https://www.openstreetmap.org/relation/7475220#map=18/48.32098/12.24690

Dafür aber werden manchmal auch Multipolygone erstellt auch wenn es auch ohne bei z.B. Carto gehen würde… :confused:

Gruß Miche

Roßleben in Thüringen dürfte das Negativbeispiel schlechthin sein. Die Stadt kann man in iD gar nicht mehr laden, so schlimm ist es dort.

Diese Aussagen finde ich durchaus richtig und befürworte sie - nicht nur wegen “Multipolygonwahnsinn”.

Ich gehe bei gemeinschaftlichen Projekten immer davon aus: “So einfach wie nötig”. Dann ist auch der Einstieg für neuer Mapper leichter. Wir haben auch Situationen, die nicht überall auf der Welt die gleichen sind. Am schlimmsten sind für mich Straßen mit Flächen als eine Linie zu vereinen. Eine Straße / Weg verläuft als Linie über eine Fläche.

Was ist der Unterschied zwischen zwei Wiesen die einzel einen kleinen Forst einschließen und einer Relation MP die aus der gesamten Wiese den innenliegenden Forst ausschneidet?

Ich kenne mich mit MPs nicht aus. Macht es überhaupt Sinn, mehrere offene Ways mit Hilfe eines MP zu einer Area zu verbinden?
In der Mathematik sind Polygone aber immer geschlossen.
Der Begriff “Multipolygon” suggeriert, dass ich irgendwas mit Polygonen tue.

https://www.openstreetmap.org/relation/8791300 finde ich schon sehr seltsam, weil es eben keine Polygone sind, sondern offene Ways.

ja ein Traum bzw. Albtraum
https://www.openstreetmap.org/relation/2337327#map=14/51.2901/11.4750

Hab mal eine Overpass-Abfrage für diese Multipolygon-Relationen mit vielen outern gemacht… die Anzahl der outer kann man dann selbst definieren… in Roßleben gehts da voll ab :frowning:
http://overpass-turbo.eu/s/DD5

Zum Umgang mit Multipolygonen (im folgenden kurz: MP) sehe ich 2 Bereiche, die unterschiedlich zu betrachten sind:

  1. Vorhandener MP-Bestand

Vorhandene MP sind auf Ihre Notwendigkeit zu überprüfen.
MP, die z.B. nur aus outern bestehen, löst man nach Möglichkeit auf und macht daraus “normale” Relationen.
Große MP, die sich teilen und verkleinern lassen, teilt bzw. verkleinert man!
Wald-, Acker- und Wiesen-MP lassen sich z.B. gut an querenden Straßen, Bahntrassen o.ä. teilen, dies habe ich schon öfter gemacht.

Wer in JOSM im Flächenhandling halbwegs fit ist (mittlerweile zähle ich mich zu dem Kreis) sollte hier voran gehen, denn die Nutzer anderer Editoren haben es da deutlich schwerer, denke ich mal.

  1. MP - Neuanlage

Leute, die JOSM nicht nutzen (warum auch immer), neigen dazu MP generell abzulehnen
ID legt z.B. gelegentlich automatisch welche an, bietet aber wenig Komfort im Umgang mit vorhandenen MP.
Da ich aber viel Flächenmapping treibe und effektiv sein möchte, war der Umstieg auf JOSM zwingend.
Grundsätzlich sind MP bei richtiger Verwendung nützlich, nur leider sind viele MP wirklich grausig.
Das ist Wasser auf die Mühlen der JOSM-NICHTnutzeR (Nicht NichtSnutze - nicht verwechseln ;).

Ich persönlich lege Flächen-MPs NUR DANN neu an, wenn in Flächen EINER ART, die sich sich selbst nicht mehr sinnvoll teilen lassen (nach eingehender Prüfung der Luftbilder), tatsächlich noch Einschlüsse (Inklaven) anderer Flächenarten sich befinden.
Diese MPs haben dann aber allesamt eine überschaubare Größe und sollten für niemanden ein Problem darstellen!

Es betrifft aber nicht nur natural, landuses, sondern auch buildings (Innenhof!).
Für solche Innenhöfe muss es auch weiterhin MP geben dürfen!
Man kann aus 1 Haus nicht 2 Häuser machen (aufteilen), wenn es nun mal nur 1 Haus ist.
Wie kann man den Haus-Innenhof ohne MP sachgerecht erzeugen?

Ja genau darum geht es. Das MP (bestehend aus den offenen Ways) ist geschlossen.

Nur könnte man hier genauso gut einen einzelnen closed way malen, aber das ist vielen MP Freunden halt zu einfach.

Guten Morgen,

Vollkommene Zustimmung!

sowas hier sind ja auch meine “Lieblinge”: Straßen jeglicher Art, die für MP’s als outer missbraucht werden:

http://overpass-turbo.eu/s/DDb

Die dicken Konglomerate sind zugleich auch Gebiete mit extemer Multipolygonitis: z.B. Südbrandenburg/ Nordsachsen.

Sven

Und um die (und nur um die) geht es ja.

Und genau darum geht es.

Nochmal: es geht nicht darum, MPe komplett abzuschaffen, sondern ihre überbordende Verwendung einzudämmen.

Nach dem alten Grundsatz “so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig”.

+1 Das sehe ich genauso.

Gruß

Wer soll das mit welcher Legitimation beschliessen? Ich bin dem nicht abgeneigt, frage mich nur, ob wir die Leute zusammen bekommen, um das dann als Willen der Community zu dokumentieren. Ich habe mit mal die Liste der aktuellen Top-Contributoren in DE angeschaut bis runter zu 30 angeschaut, da kommt mir nur vereinzelt mal ein Name vom Forum oder ML bekannt vor.

Der gewählte Threadtitel “Wir brauchen feste Regeln für die Verwendnung von Multipolygonen!” lässt eigentlich schon keine Diskussion mehr zu und ist deshalb vollkommen ungeeignet eine sachliche Diskussion zu beginnen. Nakaner schreibt, ihm sei mindestens eine Sperre eines Multipolygonbefürwortes bekannt. Diese Sperre, auf welche er verlinkt, wurde offensichtlich von seinem Arbeitgeber verhängt. Multipolygone gibt es auf der ganzen Welt und sind keine deutsche Besonderheit. Folglich sollte die deutsche Community nicht versuchen einen Sonderweg einschlagen, da sie aufgrund ihrer Größe denn größten Einfluss aller Communities auf das Projekt hat und somit das Mapping/Tagging global beeinflussen würde. Eher sollte die deutsche Community kritisch hinterfragen, ob die ständige umfassende Einflussnahme der Mitarbeiter von Unternehmen, welche mit OSM Geld verdienen, wünschenswert ist.

Du hast vorher aber mal nach “Created Relations” sortiert?

Ja, ich finde auch, dass diese Relation ein Paradebeispiel dafür ist, wie man es nicht machen sollte. Wenn das jetzt eine Waldfläche von hunderten von Quadratkilometern wäre, könnte man drüber reden, ob man die Grenzen zwischen dem Wald und den benachbarten Wiesen oder Wohngebieten o.ä. als einzelne Linien erfasst und ein Multipolygon baut, aber nicht, wenn es sich gerade mal um eine Handvoll Nodes handelt, die da von beiden Ways genutzt würden.

Solche Multipolygone kann man übrigens mit dem “Reltoolbox”-Plugin in JOSM sehr komfortabel und schnell auf einen einzelnen Way “umrüsten”.

Bye
Frederik

Hallo,

mit geht es bei dieser Initiative um Multipolygon-Relationen, die aus genau einem äußeren Ring bestehen, keine inneren Ringe haben und deutlich weniger als 2000 Nodes haben (ein Way darf in OSM maximal 2000 Nodes haben). Das sind Flächen, die man genauso gut als ein geschlossener Way mappen kann. Die von Wulf 4096 verlinkte Relation ist ein echtes Beispiel dafür. Ich vermute, dass sich mehr Mapper gegen Ablehnung solcher Multipolygone aussprechen als gegen die Ablehnung anderer Arten von Multipolygonen.

Deine Kritik ist schon berechtigt. Wie ich ja schon schrieb, werden gewisse Regeln für die Verwendung von Multipolygonen jetzt schon durchgesetzt und die Durchsetzung mit “der Wille der Community, der in Foren- und Mailinglistendiskussionen zum Ausdruck kommt” begründet. Die Leute, die bislang nur Argumente ausgetauscht haben, werden diejenigen sein, die sich an der Abstimmung beteiligen. Vielleicht haben manche Leute entweder keine Lust auf Diskussionen oder denken, dass ihr Standpunkt schon in den schon geschriebenen Kommentaren dargelegt wurde?

Ich spreche mich für eine offene Abstimmung auf einer Wikiseite aus. Dann hat jeder im Nachhinein die Möglichkeit, zu überprüfen, ob nur Foren- und Mailinglistennutzer an der Abstimmung teilgenommen haben.

Viele Grüße

Michael

Damit das nicht zu so einer Farce wird, wie die Einführung neuer Tags, sollte man vielleicht eine Quorum festlegen, bspw mindestens 30% der Top 150 müssen abgestimmt (egal wie) haben. Als Testballon wäre der von Dir beschriebene Fall sicher gut, da da die Stimungslage vermutlich recht eindeutig ist. Wenn die Methode gut funktioniert, kann man sich ja überlegen, ob man damit auch andere Dinge in Angriff nimmt.

Ja, ich denke auch es sollte ähnlich wie bei den Proposals gemacht werden. Und vor der Abstimmung schön viel Werbung machen, damit es eine hohe Wahlbeteiligung gibt.

Mindestquote 50 Teilnehmer und 2/3 Mehrheit oder so.

Schönes Beispiel. Ich hätte mal gern eine Erklärung der Multypolygonhasser :wink: was damit ist. Mappen für den Renderer (pfui), oder notwendig, weil logisch richtig? (Ich baue in dem Falle MPs…)

Irgendwie führt die zigte Diskussion scheinbar nicht zu viel, was ich bis jetzt rauslese:
1 MPs ohne inner sind bäh, es sei denn die Flächen sind grösser 1000 Nodes
2 MPs die Linien weiterverwenden um Daten zu sparen sind bäh oder eben nicht

Kann es sein, dass es nur um Punkt 1 geht und nicht um ein abstraktes allgemeines MP-Problem?