Achtung, Pokémon-Alarm!

Hallo,

hoffentlich haben wir positive Nebeneffekte irgendwann durch Pokémon Go, aber derzeit haben wir erst einmal mit den unerwünschten Nebeneffekten zu kämpfen. Pokémon Go nutzt zur Ermittlung geeigneter Orte, an denen die zu jagenden Viecher zu finden sind, OpenStreetMap-Daten – genauer gesagt, Orte, die für Fußgänger ansprechend sind. Also überrascht es nicht, dass dessen (verbliebene) Spiele nun OSM an ihre Bedürfnisse “anpassen”. Da das Volumen dieser Änderungen in den letzten Tagen zugenommen hat und geschätzt die Hälfte (!) aller Neumapper ein Editiermuster hat, das dem eines Pokémon-Mapper entspricht, sollten wir alle diesem Phänomen eine erhöhte Aufmerksamkeit widmen.

Wie ihr bei der Pokémon-Edit-Suche mithelfen könnt und warum ihr das tun solltet, steht in einem neuen Eintrag im deutschen OpenStreetMap-Blog.

Auch wenn euch die Edits nerven, solltet ihr mit den Mappern freundlich umgehen. Zeitnahe Reverts sind angemessen, aber ein paar von diesen Pokémon-Mappern sind schon bei OSM hängen geblieben.

Viele Grüße

Michael

Es wäre ja gut, wenn die Reverts so zeitnah wären, dass dem Spieler kein Spielvorteil aus den falschen Angaben erwächst. Kennt irgendjemand das Tempo mit dem Änderungen in OSM sich im Spiel auswirken?

Weide

Ein paar kleinere Pokémon-verursachte Probleme hatte ich ohne Probleme gleich reverted, aber wenn ein eifriger Pokémon-Fan mehrere Changesets hintereinander auf dieselbe Gegend anwendet und noch jemand anderes ebenfalls dieselben Objekte anfasst, geht es nicht mehr ohne Konflikte ab (Fallbeispiel). Ein Grund mehr, eindeutige Fälle möglichst zeitnah zu reverten, solange alles noch einfach ist.

In den USA habe ich gestern abend einen Nutzer entdeckt, der scheinbar auch Parks und Seen einträgt, wo in Bing keine sind (inzwischen schon etwa 300 Bearbeitungen seit gut zwei Wochen). Er schrieb im Änderungssatz auch etwas von Überschwemmung - ob er damit das Rendern von nicht geschlossenen Seen und coastline meint? Heute früh hat er wieder ein Stück coastline am Seeufer ergänzt und einen ganzen See zusätzlich mit coastline umschlossen.

Auch power=generator hat er um diese Gebäudegruppe eingetragen - ob das wirklich ein Kraftwerk ist? Scheint für das Spiel auch wichtig zu sein.

Er arbeitet ja recht genau, aber ich habe keinen englischen Beispieltext, um ihn zum ordentlichen Mappen zu bewegen.

Franz

Je mehr ich mir das überlege, desto mehr komme ich zum Schluß, daß die Popelmonk-Entwickler OSM genauso als Spielwiese betrachten, wie ihre sch… Popelmonks selbst… Ich gehe sogar soweit, daß sie billigend in Kauf nehmen, daß (hier OSM-) Daten durch Dritte vorsätzlich im negativen Sinne manipuliert und zerstört werden. :rage:

Meiner Meinung nach muß hier die OSM-Foundation einschreiten.

Sven… der zum Glück noch keine Popelmonk-Edits in Südbrandenburg gesichtet hat.

"Dear $USER,

welcome to OpenStreetMap.

Unfortunately, your contributions to our project fit the editing pattern of people that want to attract Pokemon. These edits are not desirable for us. Please only map what’s really on the ground. For this reason, your changes have been reverted. You can find additional explanation here (in German): https://blog.openstreetmap.org/2016/12/30/tipps-fuer-neue-pokemon-go-mapper/?lang=de

Yours sincerely

$MAPPER"

Sinngemäß übersetzt aus dem Blog. (Ich bin mir nicht sicher, ob alles hundertprozent richtig ist, aber Sinn sollte klar sein)

Man könnte auch in diesem Thread auf der talk-ML gucken, ob da jemand sinnvolle Anschreiben formuliert hat: https://lists.openstreetmap.org/pipermail/talk/2016-December/077243.html

Hi,

in dem Artikel in OSM Blog wird auf die Liste der Latest OSM Contributors verwiesen. Da hab’ ich sonst nie so draufgeschaut … ist eine solche Masse von Neuanmeldungen normal?
Hab’ direkt auf den 2. Blick jemanden gesehen der scheinbar planlos überall Grocery Stores in Krefeld tagged.

Gruß
Stephan

Das hat fast sicher nichts mit Pokemon Go zu tun. Eher was für OSM-US zum Kontakt ausfnehmen.

Simon

Das halte ich für Unsinn. Die Entwickler haben auch wenig Interesse daran, dass Leute sich das spielen durch Manipulation des Spieles (in dem falle durch verändern der Kartendaten) einfach machen. Und OSM ist doch auch ein bisschen eine Spielwiese - Wir haben uns halt auf Spielregeln geeinigt.
Du wirfst doch auch nicht jedem Navi-Anbieter vor, dass er in Kauf nimmt, dass jemand die Geschwindigkeitsbegrenzung in OSM ändert, damit vor seinem Haus nicht mehr so schnell gefahren wird.

Vielleicht könnte man die Spielentwickler überzeugen die OSM Daten
nur verzögert mit ca. 1-2 Wochen zu übernehmen. Wenn die schnelle
Belohnung ausbleibt dürften viele Manipulatoren aufgeben, bzw. ist etwas
Zeit für Mapper falsche Änderungen zu bemerken und zu reverten.
Und solche Manipulationen dürften den Spielentwicklern auch ein Dorn
im Auge sein, es ist ja cheaten.

Ein ‘Argument’ könnte sein das unsere Karten früher auch ein Lag von
Tagen bis Woche hatte, also ist es für so ein Spiel auch nicht so wild wenn
das verzögert aktualisiert wird.

Oder, IMHO deutlich komplizierter:
Die Manipulationen die wir bemerken werden revertiert, und die Spielentwickler
kriegen das mit (evtl. Meldung des Changesets + Revert) und verwenden das als
Malus, also Pokemonvertreibend. Wobei das auch als Maipulation eingesetzt werden
könnte um anderen die Pokemons zu vertreiben.
(Ich kenne das Spiel nicht)

Ist da inzwischen eigentlich eine korrekte Attributierung drin? Anfangs wurde OSM ja nirgends erwähnt.

Es gibt einen Quellenhinweis für die Kartendaten in Südkorea, wo sie auch tatsächlich eine auf OSM basierende Karte verwenden.

Ausser Spekulationen gibt es ansonsten keine gesicherten Eekenntnisse, dass Niantic OSM für das Spawning verwendet und erst recht nicht, dass dies auf eine Art geschieht bei dem ein Quellenhinweis nötig wäre.

Nun, im meinen Augen hat OSM längst die “Phase der Spielwiese” verlassen. Das sehen wir eben daran, wie jetzt damit umgegangen wird: eben möglichst saubere, valide und in der Realität nachvollziehbare Geodaten zu erstellen und diese auch zu erhalten. Ich finde, die Popelmonk-Entwickler denken einfach nicht soweit. Alleine die Folgen wie Entdecken und reverten dieser Änderungen bindet nicht wenig unnötige Ressourcen.

Das mit den Navi-Anbietern passt in dem Zusammenhang überhaupt nicht… Sie manipulieren nicht die Daten so, daß sich einfach eine schnellere Route ergibt, die in der Realität aber nicht möglich ist.

Sven

Es wäre so oder so eine Manipulation der Daten die nicht der Realität entspricht. Ob jetzt eine Schnellere Straße hinzugedichtet wird oder eine Straße langsamer gemacht wird ist doch im Prinzip das gleiche. Warum soll das eine schlimmer als das andere sein oder nicht vergleichbar sein? Pokémon Go spielen halt einfach ein paar mehr Leute auf diesem Planeten als Router benutzt werden, die auf OSM aufsetzen, deswegen äußert sich das missbrauchspotenzial hier halt stärker.
Aber einer Firma vorzuwerfen, dass sie OSM-Daten benutzt ist doch quatsch. Und das obwohl noch nicht mal klar ist, ob OSM überhaupt benutzt wird.

Richtig - reines Verwenden der Daten für einen anderen Zweck erfordert keine Attributierung (wenn ich für einen Kunden eine Reportage erstelle, muss da auch nicht ins Impressum, dass die Anfahrt mit einem OSM-basierten Navi erfolgt ist). Die Pokémon-Macher verbreiten ja AFAIK keine OSM-Daten, sondern nutzen sie nur, um ihre Produkte in eine erweiterte Realität zu pflanzen.

–ks

Das war nicht gemeint. Ich habe schon in einigen Hintertaunusdörferm maxspeed=30 entfernt, wo weit und breit kein entsprechendes Schild zu sehen war. Der Verd8 drängt sich auf, dass da ein Anwohner sein Wunschtempo reingeschrieben hat, damit alle OSM-Navi-Nutzer einen Schreck bekommen und Gas wegnehmen. Umgekehrt wäre auch denkbar, an eine Ortsumgehung ein höheres maxspeed als real dranzutaggen, damit die Umgehung von Routern bevorzugt wird.

–ks

Den Seitenhieb in Richtung Wikipedia im Blogartikel finde ich nicht gut.

Der Sichtungsmechanismus in der Wikipedia ist ein wirksames Mittel der Qualitätssicherung. Ich würde mir wünschen, dass OSM so etwas auch hätte. In meiner Stadt machen regelmäßig Neulinge Dinge kaputt ohne brauchbare Beiträge zu leisten.

Es ist eine Frage der Datendichte und -qualität in einer Gegend ob es sinnvoller ist keine Sichtungen zu haben (schnellerer Fortschritt) oder eben einen Sichtungsmechanismus zu implementieren (gesicherte Qualität). D.h. wenn die Datenqualität und -dichte in OSM weiter schnell ansteigen kommt irgendwann der Punkt an dem in immer mehr Gegenden die Vorteile eines Sichtungsmechanismus überwiegen.

Für Nicht-Wikipedianer ist vielleicht interessant: In der Wikipedia werden normalerweise nur die Beiträge von neu (bzw. nicht) angemeldeten Benutzern gesichtet. Benutzer, die eine gewisse Zeit mitgearbeitet haben, bekommen automatisch erst den Status “passiver Sichter” (eigene Beiträge werden automatisch gesichtet) und dann “aktiver Sichter” (Beiträge anderer Benutzer können gesichtet werden).

(Auch veröffentlicht als Blogkommentar)

Ich weiß schon wie das gemeint war…

In meinen Augen ist diese Popelmonk-Geschichte aber im Vergleich dazu ein ganz anderes Kaliber…

Sven

Aber warum? Weil mehr Menschen es benutzen und deswegen mehr Menschen schaden anrichten?
Der Hersteller Kommuniziert noch nicht mal, dass er OSM benutzt, womit er möglicherweise auch noch mehr missbrauch verhindert. Was genau wirfst du denen denn vor? Ist deine Lösung: Sie sollen kein OSM benutzen?