eigene "OSM"-Infrastruktur möglich?

Hallo OSM-Gemeinde,

ich hätte Interesse daran eine eigene Infrastruktur zu erstellen, um eine eigene “Closed” Street Map zu erstellen. OSM ist zwar open source, aber ist dieses Vorhaben überhaupt einfach umsetzbar?

Es soll ein komplett eigener Server erstellt werden, der eine ganz eigene Karte gespeichert hat und die editiert werden soll, beispielsweise durch Editoren wie JOSM, die natürlich für diesen Server umkonfiguriert werden muss.

Gibt es da überhaupt Installationsskripte oder muss man das alles per Hand inkludieren inkl. der Module, API, usw.

Eine geschäftliche, kommerzielle, aber geschlossene und interne Nutzung wird überlegt. Wie sieht es da rechtlich aus?

Für Hinweise bin ich sehr dankbar :slight_smile:

Mit freundlichen Grüßen

John Nitzsche

Ja, “natürlich” geht das. Etwas Vorkenntnisse sind natürlich von Vorteil.

Solange du nicht sehr viel Last hast sind auch die hardware Anforderungen gering. Einziger Knackpunkt bei dem ich jetzt nicht weiss obs eine vernünftige Anleitung dazu gibt, wäre das Erzeugen von Diffs für die Synchronizierung eines Tileservers.

Siehe:

https://github.com/openstreetmap/openstreetmap-website/blob/master/README.md

https://switch2osm.org/serving-tiles/

https://switch2osm.org/serving-tiles/manually-building-a-tile-server-14-04/

Du brauchst halt erstmal die “openstreetmap-website” mit der zentralen Datenbank, und dann je nachdem noch separat den Tileserver, den Geocoding-Server und den Routing-Server, die Du alle mit Dumps/Diffs aus der zentralen Datenbank speisen musst.

Falls Du überlegst, nicht auf einer leeren Datenbank anzufangen, sondern bereits ein paar existierende OSM-Daten hineinzuladen, muss Dir natürlich klar sein, dass künstige Updates von OSM nicht eingespielt werden können (sie würden sich mit Deinen privaten Änderungen beissen) und dass Deine auf Basis von OSM erstellten eigenen Daten auch der ODbL unterliegen. Bei einer ausschliesslich internen Nutzung hat das keine Konsequenzen, aber wenn Du Dritten (z.B. gegen Bezahlung) Zugang gibst, musst Du diesen Dritten dann die Daten auch unter der ODbL zur Verfügung stellen und kannst nicht sagen “alles meins”. Das gilt, wie gesagt, nur, wenn Du OSM-Daten als Basis nimmst. Fängst Du mit einer leeren Datenbank an, kannst Du Dir die Lizenz auch selbst aussuchen (wirst allerdings einige Stellen im Code ändern müssen, an denen hard-coded was von ODbL steht).

Bye
Frederik

Vlt. kannst du auch mal bei den Leuten von opengeofiction bzgl. Erfahrungswerten nachfragen: http://www.opengeofiction.net
Sie haben ja im Prinzip bereits genau das gleiche gemacht, wie du vorhast, nur eben auch “open” statt “closed”.

Btw. nettes Bild haben sie da in ihrem FAQ :smiley: http://wiki.opengeofiction.net/wiki/index.php/OGF:Frequently_asked_questions#Why_is_everything_flooded.3F

Die Frage ist ja immer wozu das Ganze :slight_smile: Normalerweise macht es Sinn nur die Daten, die Du tatsächlich privat brauchst in eine ändere Datenbank auszulagern, weil sich so die OSM Datenbank und Deine Daten viel leichter hantieren lassen.

da fällt mir das noch dazu ein: https://www.digital-democracy.org/blog/openstreetmap-without-servers/

aber du willst ja auch ne server :slight_smile:

Herzlichen Dank für die Antworten!

Kennt jemand Kontakte, die technisch Ahnung von der OSM-Software haben, und wissen könnten wie man eine solche Infrastruktur aufbaut? OSM ist jetzt ja anscheinend nicht so ein System, welches man wie Mediawiki, oder Web-CMS auf den Server haut und ein Skript mit Einrichtugsassistent einem die Arbeit abnimmt. Vor allem weil es ja noch Clients gibt, und externe Editoren.

Zum Hintergrund: Ich spiele mit dem Gedanken ein System (als Bachelorarbeit) zu entwickeln, welches die Infrastruktur und Projekte eines großen Deutschen Eisenbahnunternehmens in einer Karte darstellt, und so die Organisation, Interaktion und Planung von Projekten vereinfacht. Das sind natürlich interne Daten und auch Daten die OSM nicht interessiert.

Da würde ich nicht OSM kopieren sondern auf OSM-Karten aufsetzen. So macht es doch keinen Sinn, finde ich. Da du eine Kopie von OSM-Daten erstellst hast du einen Bestand X. Wenn jetzt das in echt eingesetzt werden sollte, sind die Grundstücks- und Landschaftsdaten in wenigen Jahren total veraltet, was die Planung nicht einfacher sondern schwerer macht, weil man sich an zwei Karten orientieren müsste.
Du müsstest als unteren Layer ne stinknormale OSM-Karte nutzen (Grafikformat) und da drauf sollte das Planen auf neuen Layern erfolgen. Hier würde ich auch einen Layer mit Luftbildern vorsehen. So kann man zwischen Luftbild und OSM Karte als Hintergrund umschalten und checken ob das mit der Strecke hinkommt. Hätte man jetzt in paar Jahren z.B. einen 5 - 10 Jahren alten OSM-Bestand (jetzt von deiner Idee ausgehen), so könnte man nichts planen ohne immer eine aktuelle Karte parallel zu der Software aufzurufen und jede Kleinigkeit abzugleichen (Strasse X wurde umgebaut, neue Umgehungsstrasse, neue Brücke uswusw).

Es gibt auf der ganzen Welt nur eine Handvoll Leute, die damit Erfahrung haben. Ausser den Betreibern von OSM selbst ist da die bereits genannte OpenGeoFiction ganz vorne dabei, eventuell solltest Du mit denen mal reden. Aber du hast da schon ein ziemlich großes Projekt vor für eine Bachelor-Arbeit.

Bye
Frederik

Ich möchte die OSM-Daten selbst nicht kopieren, ich glaube das wäre sowieso rechtlich nicht mit meinen Zwecken vereinbar. So wie es (leider?) Verächtert wird Wikipedia Content in wissenschaftliche Arbeiten zu nutzen, wird es wohl nicht angesehen werden, mit Material zu arbeiten, welches jeder frei bearbeiten kann. Hier müssen die Daten von uns kommen, denn wenn sie falsch sind, haben wir auch die Verantwortung und nicht der OSM-Nutzer XYZ der zwar einen guten Willen mit sich bringt, aber auch nicht alles wissen kann. Vom Vandalismus auf OSM, bzw. sogar Sabotage wenn gezielt falsche Informationen zugespielt werden ganz zu schweigen.

Ich bin daher lediglich an der Software hinter OSM interessiert.

Trotzdem kann man deine Idee ja gut verwerten: Wie ist das mit den Layern? Kann man sich Layer machen, die man nur selbst sehen kann, wenn ja, kann man diese Layer irgendwie teilen oder synchronisieren, sodass eine bestimmte Gruppe Zugriff auf bestimmte Layer hat und eine andere Gruppe nicht? Wäre ja letztendlich nur eine Aufgabe für einen Coder das zu implementieren, wenn das noch nicht per se funktioniert.

Das habe ich befürchtet. Danke für Tipps!

Ein hemdsärmeliger Vorschlag:

Wenn der Aufbau der komplexen OSM-Infrastruktur nur Beiwerk ist und
die Bachelorarbeit eigentlich um den Rest geht: lass es weg.

Die Daten mit JOSM als Datei laden/speichern. Wenn da immer nur
einer gleichzeitig damit arbeitet reicht das eine ganze Weile. Zum Test
mal eine kleinere Stadt aus OSM Laden und als Datei speichern und
damit mit JOSM bisschen editieren - halt nicht mehr hochladen.
Ist der Test erfolgreich macht man das weiter so.
Hier kann man in der Datei ein Flag setzen das die osm Datei
nicht aus versehen nach OSM hochgeladen wird. Kann man
vielleicht auch JOSM zusätzlich einstellen (API-Server ins Nirwana)

Achja, die Datei wird natürlich vom Webserver benutzt um die
Dinge darin darzustellen. Der Browser könnte die komplett laden.
zum Darstellen der wahrscheinlich einfachen Dinge findet sich
wahrscheinlich schon was halbwegs fertiges.

Das dürfte reichen bis die Bachelorarbeit fertig ist.
Danach dürfte sich eh keiner mehr dafür interessieren:-)
Wenn doch kann der Nächste das ja auf Datenbank umstellen.

Moin,

Du willst vermutlich gar nicht OSM kopieren, weil das System viel zu viele Macken hat, zu der Zeit als er erfunden wurde war das eben so.

Heute nimmste eine PostGIS-Datenbank, spielst bei Bedarf etwas OSM drauf und bearbeitest die Geometrien mit GIS-Programmen wie z.B. QGIS.

LG,

-moenk

Für Versuchszwecke ist das echt keine schlechte Idee. Wenn mein Projekt wirklich gut angenommen werden sollte, wäre das bestimmt eh Aufgabe der IT-Abteilung eine solche Infrastruktur zu errichten. Ich bin sowieso nicht in der Lage etwas ins Firmennetzwerk zu implementieren.

An andere Systeme habe ich noch gar nicht gedacht. Danke für den Hinweis. Ich werde mich mal belesen.

Ein kleines Update für Menschen, die es vielleicht interessiert:

Ich habe ein Linux aufgesetzt und erfolgreich die Webseite von OSM mit der Anleitung auf github erstellen können, inklusive postgresql-Datenbank. Der Link zur Anleitung ist hier: https://github.com/openstreetmap/openstreetmap-website/blob/master/INSTALL.md

Die Konfiguration muss ich noch etwas anpassen, aber alles in allem war es relativ wenig Aufwand.

Vorher hab ich mit POSTGIS ein anderes System versucht, leider bin ich daran aber leider gescheitert.

Hi,
vielleicht hilft dir ja dieser Link https://plus.google.com/108513779960337635212 weiter. Markus Dürauer hat da eine Anleitung für die Installation unter CentOS geschrieben. Muss gegebenenfalls etwas angepasst werden.

LG Tom

Für kleinere Tests/Entwicklung würde ich auch mal einen Blick auf Vagrant werfen: https://github.com/openstreetmap/openstreetmap-website/blob/master/VAGRANT.md

Wer lieber mit Docker arbeitet, sollte folgenden Pull Request weiter verfolgen: https://github.com/openstreetmap/openstreetmap-website/pull/1290

Herzlichen Dank für den Link. Joar. Das ist quasi die Anleitung die ich verlinkte nur auf centOS-Version. Da ich jetzt probeweise nur Mint genommen habe, reichte mir die Anleitung auf Github. Sollte mein Projekt wirklich als Arbeit angenommen werden, würde vielleicht auch centOS oder Fedora in Frage kommen, worüber ich keine Macht habe, da ich die Hardware nicht stelle und auch nicht stellen will.

Ich nehme diesen Link gerne in die Dokumentation meiner Arbeit auf und versuche mich mal an CentOS.

In deiner Anleitung wird zudem vorher noch explizit PostGIS installiert. Vllt schaue ich mir PostGIS an sich an, falls es irgendwie Gründe gibt, die gegen OSM sprechen. OSM gefällt mir aber derzeit ziemlich gut.

Ich habe eine rechtliche Frage:

Inwiefern ist es mir überhaupt erlaubt die OSM-Software zu nutzen? Die OSM-Website-Software ist unter GPLv2 lizensiert (siehe hier) Erlaubt mir diese Lizenz, die OSM-Software kommerziell zu nutzen, sie abzuändern, und muss dann meine neue Software auch GPLv2 lizensiert sein? Ich möchte nicht unbedingt ein open-source Projekt daraus machen, weil es den Aufwand erhöhen würde.

Die OSM-Daten an sich, sind ja CC-BY-SA 2.0 lizensiert. An diesen Daten habe ich jedoch kein Interesse.

Welche Teile von OSM sind eigentlich ODbL lizensiert? siehe https://www.openstreetmap.org/copyright

Kompliziertes Thema, ich hoffe mir kann ja jemand helfen. Ich komme mit den englischen Versionen der Lizenztexte nicht klar

Ja, GPL ist share alike, d.h. zwangsweise Open Source:

Nein, die OSM-Daten sind ODbL-Lizensiert. Die Kartenkacheln von tile.openstreetmap.org sind CC-BY-SA 2.0 lizensiert.

PostGIS ist eine Geo-Extension der Postgres-Datenbank. Auch die OSM-Infrastruktur verwendet als Datenspeicher standardmäßig eine PostGIS-aktivierte Postgres-Datenbank. (edit: siehe Nakaner)

Für deine Zwecke sehe ich aber eine eigene OSM-Infrastruktur auch als Overkill an.

Du willst ja nur irgendwelche eigene Daten anzeigen und mit mehreren Leuten bearbeiten. Dafür gibts z.B. cartaro http://cartaro.org/ .

Ich kenne den Scope deiner BA jetzt nicht, aber gehört da nicht sowieso ein Überblick über bestehende Systeme zu, oder wäre das mehr was für eine MA?

Die OSM-API-Datenbank nutzt nicht PostGIS. Das tun nur Datenbanken fürs Rendering usw., welche ganz andere Datenbankschemata haben.