Forstwege und Access

Würde mich echt freuen, wenn die Diskutanten aus diesem Thread nach Möglichkeit zum Stammtisch Obersteiermark - am kommenden Donnerstag, in Leoben - kommen könnten! Hier mehr: https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Leoben/Stammtisch

Gewohnheitsrecht ist ein guter Punkt. Wenn du dort unter diesem Stichwort nachschaust, findest du als Beispiel für Österreich: “das Recht über fremde Wiesen und Felder zu spazieren”

Dieses Gewohnheitsrecht besteht nämlich, seit es Menschen gibt.

Natürlich steht es jedem Besitzer einer Wiese frei, sie abzuzäunen, bzw. manche hängen ein Schild “Beteten verboten” hin. Aber solang das nicht passiert, wird der Besitzer mit einer Besitzstörungsklage kaum durchkommen. Und beim Betreten eines Feldweges schon gar nicht.

Ersessen heißt, dass der Weg jahrzehntelang “illegal” benutzt wurde. Das zeigt, dass auch vor 1975 unbefugtes Betreten von Wäldern als Kavalliersdelikt oder sogar Gewohnheitsrecht (wie bei Wiesen) gesehen wurde. Vereinzelt findet man noch verrostete Tafeln, die das Verlassen der Wege verbieten, z.B. am Fleischersteig am Kuhschneeberg. Das Gegenstück dazu ist die “Erschließung” der Hohen Wand, wo Wildenauer und Konsorten hunderte Steige markierten und in Kletterführern beschrieben ohne die Eigentümer zu fragen oder auch nur ein einziges Mal zu erwähnen. Die Unsitte, die Wälder mit 3m hohen Wildzäunen zu durchziehen und Touristen wegen Besitzstörung zu verklagen, kam erst in den letzten Jahrzehnten auf. Insofern ist weniger die Verankerung des Betretungsrechts im Forstgesetz als vielmehr die Notwendigkeit dazu ein Produkt unserer Zeit.

Da du schon mehrmals auf das OGH-Urteil aus 2012 hingewiesen hast, möchte ich nur mal hervorheben, dass dort nicht der Eigentümer den Mountainbiker verklagt hatte, sondern umgekehrt, noch dazu aus einem abstrusen Grund, nämlich einem selbstverschuldeten Unfall. Dieses Urteil und auch jenes betreffend die Wanderkarte sprechen nicht gerade dafür, dass wir alle Waldwege mit access=forestry taggen müssen.

Leoben ist für mich zu weit weg, und ich würde Waldwege auch nicht unbedingt als obersteirische Besonderheit ansehen. Ich meine, es ist natürlich ok sich bei einem Stammtisch darüber zu unterhalten, aber die Gefahr bei sowas ist immer, dass Teilnehmer einen dort gefundenen Konsens mit einem Beschluss verwechseln und tausende Wege entsprechend umtaggen.