Forstkataster in Deutschland (bonus: auch in Österreich oder Schweiz?)

Die administrative Seite (boundary=*) ist in der Österreich Darstellung noch zu kurz gekommen. Das Ganze ist landesweit uneinheitlich. Hier ein Bericht des Rechnungshofes https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/Schutz_und_Bannwaelder_in_Salzburg__Tirol_und_Vorarlberg.pdf - da gibt es wohl einiges zu verbessern. Das spricht nicht dafür, dass amtlichen Daten vertraut werden kann. Das Bundesland Tirol steht allerdings vergleichsweise gut da.

Ich kann hier nur für das Bundesland Tirol etwas sagen: Es ist in flächendeckend in Forstbezirke eingeteilt. Die Forstbezirke wiederum sind ebenso lückenlos in “Waldbetreuungsgebiete” unterteilt. Von den Gebieten gibt es drei Arten: von der Gemeinde, von Betrieben, oder von den Bundesforsten betreute. Es gibt im ganzen Bundesland keinen Flecken, der nicht einem Förster und einem Waldaufseher untersteht. Ich vermute, beide haben in der Stadt nicht viel zu sagen, obwohl das Forstamt auch Trinkbrunnen in Wohngebieten betreibt. Ich vermute weiters, dass die genau dort etwas zu sagen haben, wo nach Forstgesetz Wald vorliegt, und dass die das im Zweifel recht eigenverantwortlich entscheiden, ob dem so ist oder nicht. Forstbezirke oder Waldbetreuungsgebiete werden vor Ort nicht markiert. Markierungen auf Bäumen im Wald, auf die man beim Spazierengehen trifft, zeigen allein Richtung und Entfernung von Grenzsteinen an. Die Bundesforste hängen an Forstwegen Schilder auf, da geht es um Imagepflege, das sei ihnen gegönnt :slight_smile: Auf die Rechter der Wanderer hat das keinen Einfluss.

Die Situation in Hessen, dargestellt von einem Laien:

Die Abteilungen (Waldstücke ca. 1-10 ha) sind normalerweise viereckig und an allen Ecken mit Schildern versehen. Darauf ist die Nummer der Abteilung, der Name der Abteilung und der Eigentümer verzeichnet. Falls Schilder fehlen, ist oft die Nummer der Abteilung an einem Baum aufgemalt.
In meiner Gegend gehört der Wald den Gemeinden oder er ist privat. Im Gemeindewald weiß ich, dass die Schilder meistens vorhanden sind, im Privatwald bin ich nicht sicher.
Die Eigentumsgrenzen von Gemeindewald stimmen nicht immer mit den Gemeindegrenzen überein.

Die Grenzen der Abteilungen sind nicht farbig markiert, aber meistens durch Rückegassen und Waldwege erkennbar.
Diese Abteilungen können einfach gemappt werden und sind nützlich zur Orientierung (wie Straßennamen).

Über den Abteilungen gibt es Reviere, die von jeweils einem Förster betreut werden, und darüber Forstämter (FA). Karte : https://www.hessen-forst.de/kontakt/forstamt-wettenberg/
Die Grenzen der Reviere und Forstämter stimmen nicht mit anderen politischen Grenzen überein.
Über den Forstämtern ist Hessen-Forst.
Waldeigentümer haben die Wahl, ihren Wald von den Revierförstern von Hessen-Forst bewirtschaften zu lassen oder den Wald selbst zu bewirtschaften.

Reviere und Forstämter sind im Wald nicht erkennbar. Deshalb braucht man zum Mappen Zugriff auf andere Karten und der Nutzen ist geringer als beim Mappen von Abteilungen.

Das passt ja, im Deutschlandfunk gab es kürzlich eine Sendung “Besitz und Bürde - Wem der Wald gehört”

Privatpersonen, Bund und Länder, Unternehmen und auch die Kirchen: In Deutschland gehört der Wald zahlreichen Akteuren. Privatpersonen haben Wald meist geerbt, der Staat hat von der Säkularisation profitiert. Doch Wald kann durch den Klimawandel inzwischen auch eine Bürde sein.

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Hallo zusammen, besonders @Penegal

Hier mal ein Link zum Geoportal des Landesbetrieb Forst Brandenburg zu einem Gebiet gleich bei mir vor der Haustür: Wiesenau
Betrachten wir mal als Beispiel die Abteilung 2331. Die Unterabteilungen haben ja einen kleinen Buchstaben: a, b, c… die Teilflächen eine hochgestellte Ziffer 1, 2, 3… die Behandlungseinheit ist dann ale einzeln stehende Zahl in der Fläche.

Was für mich neu ist (aber Logisch)… das vorangestellte große “L” vor dem Buchstaben der Teilfläche. Das kennzeichnet hier, daß es Wald im Landeseigentum ist. Noch zwei weitere Erklärungen von Kürzeln:
NEF: “Nicht eingerichtete Forstfläche” (unterhalb der Zuordnung der Waldfläche zu einer Abteilung gibt es keine Unterabteilung, Teilfläche und Behandlungseinheit)
SBF: “sonstige Bodenfläche” (Fläche zu einer Abteilung gehören, ist aber kein Wald: kann z.B. Gewässer, Moor oder so sein)

Der Bereich ist NSG, weitestgegend bewirtschaftet, von der Waldstruktur her würde ich es in der Zusammensetzung weitestgegend nätürlichen Wald einordnen.

Ein anderes Beispiel, daß auch Totalreservate immer noch eine forstliche Einteilung haben: Kriegbusch Die NSG-Zonierung zeigt Osiris: Kartendienst des LfU Brandenburg Bei diesem Gebiet findet seit 1990 keine Waldbewirtschaftung mehr statt.

Bei dem Geoportal des Landesbetriebs Forst habe ich es leider nicht geschafft, einen Luftbild-WMS-Dienst zu laden.

Viele Grüße,

Sven

Esit: Osiris-Link repariert

Das ist sehr nah wovon, dass ich kenne; jedoch gibt es ein paar Unterschiede:

  • Abteilungsnamen? Das kenne ich nicht; kannst du mir einige Beispiele geben?

  • Es ist auch verbreitet, die Nummer der Abteilung an Bäumen aufzumalen; meistens ist es so, und es gibt Schilder an Einfahrten des Forstes, um sein Name zu geben.

  • Gemeindewaldgrenzen und Gemeindegrenzen stimmen manchmal auch nicht überein, auch wenn es nicht sehr üblich ist.

  • Orientierung im Wald ist eine der Ursachen, wofür ich mein Proposal entwickle: wenn die Nummer der Abteilungen angezeigt sind, kann eine Karte mit diesen Nummern sehr nützlich sein. Übrigens waren damals diese Nummer so angezeigt.

  • Forstreviere sind auch nicht erkennbar, weil es nicht nützlich ist. Auch ist es nun fast unmöglich, weil die Forstreviere ständig verändert sind: die öffentlich-rechtliche Forstverwaltung (« ONF » für « Office national des forêts »; deutsch: „Nationales Forstamt“) reduziert den Forstrevierkörper immer mehr, um „Kosten einzusparen“… Jedes Mal ein Revierförster in Pension geht, ist es einen Kampf, seinen Revier nicht zu verlieren und die Stelle zu besetzen; meistens ist die Stelle eingefroren, und wird besetzt nur wenn der Forstbezirk im Begriff zu explodieren ist.

Oho, viele Danke dafür!

Also, nun verstehe ich: Unterabteilungen, Teilflächen und Behandlungseinheit sind hier nicht so gut veröffentlicht. Auch sind Unterabteilungen und Behandlungseinheiten nicht sehr verbreitet.

Genauer:

  • Unterabteilungen stützen sich über Behandlungseinheiten, also sind diese Begriffe hier als nicht kennzeichnet „Unterabteilungen“ vermischt. Weil immer mehr Forste als Plenterwälder bewirtschaften sind, gibt es auch oft keine Unterabteilung mehr: zum Beispiel hat die 6. Abteilung nur eine Unterabteilung, also gibt es nun die 6.u Abteilung (hier ist « u » die Initiale von « unitaire »/„einheitlich“).

  • Die Teilflächen sind die verschieden Flurstücke, die zusammen die Abteilung bilden, richtig?

Hier gibt es grundsätzlich zwei Art der öffentlich-rechtlichen Forste: Gemeindeforste und Domänenforste (hier gibt es kein Landesforste oder kaum, weil der entsprechende Verwaltungsebene, die « régions », viel weniger Zuständigkeiten als Bundesländer haben; Frankreich ist viel zentralisierter als Deutschland, Österreich oder die Schweiz). Die Unterschied zwischen der Beide liegt mit Schildern, die an Abteilungen oder Einfahrten angezeigt sind; daraus gibt es oft keine Unterschied. Manchmal sind die von verschiedenen Forsten Schilder mit verschiedenen Farben aufgemalt, aber nicht immer.

Hier sind NEF « surface non aménagée » genannt, aber die Bedeutung ist dieselbe. Gesetzlich sollen alle öffentlich-rechtliche Forste eingerichtete sein, aber, wenn eine Gemeinde eine Forstfläche kauft, hat sie eine fünfjährige Zeitspanne, um es bei dem ONF einzugerichten; man nennt diese Operation « soumission au régime forestier ». Jedoch „vergessen“ bestimmte Gemeinde zu sagen, dass sie Forstfläche bauen; sie denken, dass sie auf diese Weise keine forstliche Gebühr mehr zahlen werden, aber es kann so problematisch sein, Forste nicht beim ONF zu bewirtschaften, dass es nicht sehr verbreitet ist.

SBF sind hier « surface non boisée » genannt.

NEF und SBF kann man nur bei den Einrichtungsdokumente kennen, aber diese Dokumente sind nicht immer veröffentlicht. Hier ist ein Beispiel: die Karte sind am Ende des Dokuments.

Der Bereich ist NSG, weitestgegend bewirtschaftet, von der Waldstruktur her würde ich es in der Zusammensetzung weitestgegend nätürlichen Wald einordnen.

Ja, viele Leuten sind erstaunen, wenn sie lernen, dass eine Einteilung nicht unbedingt bedeutet, dass es Holzernte gibt, aber nein: hier sind RBI (« réserve biologique intégrale »/„Bannwälder“) fast immer eingeteilt, mit Schildern, aufgemalt Abteilungsnummer usw.

Aber wozu eine Forstadresse? Ist es einfach ein Identifikator, oder gibt es andere Ziele?

Die Zusammenhänge kannst du dir anschauen, wenn du mal

  1. “Forstgrundkarte” ausschaltest (ist eine Rasterdatenebene)
  2. “LFB Wirtschaftsfläche” einschaltest (=Landeseigentum, das durch den Landesbetrieb Forst bewirtschaftet wird)
  3. “Kataster Info des LGB” einschaltest (=Flurstücksgrenzen)

-Ein Flurstück kann mehrere Abteilungen umfassen.
-Eine Abteilung kann sich aber auch aus mehreren Flurstücken zusammensetzen.
Das ist jeweils abhängig, wie groß die Flurstücke sind.

Das dürfte dann nur noch ein Identifikator der Waldeinteilung sein. Beim Beispiel Kriegbusch ist aber schön zu sehen: der nördliche Teil ist alles ein Flurstück, Es gibt aber einen Puffer zwischen Grenze Totalreservat und Waldgrenze (ca. 150m)
https://osiris.aed-synergis.de/ARC-WebOffice/externalcall.jsp?project=OSIRIS&x=421745.8440836787&y=5763376.851847672&scale=10582&rotation=0&client=core&language=de Dieser Pufferstreifen unterliegt (theoretisch) der Bewirtschaftung, das Totalreservat nicht.

Eine Sache habe ich bisher nicht erläutert. Bei der Datenebene : “LFB Wirtschaftsfläche” gibt es den Eintrag “NNE Flaechen im Eigentum des LFB” Bei diesen Flächen kann ich mit 100%iger Sicherheit sagen, daß diese Flächen oder durch das Bundesamt für Naturschutz genehmigte adäquat andere Flächen in ca. 15 Jahren aus der Bewirtschaftung gehen. Das hat was mit einer kostenfreien Übertragung von Naturschutzflächen (Nationales Naturerbe (NNE)) zu tun.

Ob und wie sich das System in Zukunft weiterentwickeln wird, werden wir sehen…

Sven

Die Namen sind meist sehr alt. Zum Teil haben die Namen eine Bedeutung, zum Teil nicht. Wie das mit geographischen Namen üblich ist.
Beispiele: Tannkopf, Wiesgrund, Im Geseng
https://www.openstreetmap.org/#map=17/50.56750/8.76846
Aktuell sind die als place=locality eingetragen. Das ist aber nicht ideal, weil die Abteilungen klare Grenzen haben.

Vielen Dank an alle, die mir halfen! Ich habe ein Proposal untergebreitet: https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Proposed_features/boundary%3Dforest(_compartment)relations(v3). Dies Mal gibt es darin nichts über Forst/Wald: das ist nur über Forste und Abteilungen, die materialisierte Grenzen haben. Wenn sie daran interessiert sind, bitte diskutieren sie an der Talk Seite.

Das Proposal ist mit 18:0:0 Stimmen angenommen.

Ich halte zwar Primär Forstgrenzen hier in D für nicht erfassungsmöglich, da überwiegend OnTheGround die Informationen fehlen.

Schaut man aber mal zu unserem östlichen Nachbarn in Polen, gibt es Flächen wie diese: https://www.openstreetmap.org/way/222081988 Das ist der Klassische Fall für boundary=forest_compartment

Ich für mich nehme mit, daß ich boundary=forest nun z.B. für den Bredower Forst und vergleichbarte Waldgebiete mit Namen anwenden kann.

Sven