Die Sache mit highway=unclassified/residential und das routing

Obwohl wir nicht für’s Rendern erfassen, müssen wir es den Routern aber nicht noch unnötig schwer machen.

Aufgeschreckt durch
http://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?pid=558364#p558364
und meine Antwort darauf
http://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?pid=559278#p559278
habe ich mal ein wenig herumgeschaut.

Ein erster Blick in die Wiki
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:highway%3Dunclassified#Anwendung
sagt zumindest im deutschen Teil:
highway=unclassified sollte möglichst bis zur nächsten höherklassigen Straße fortgeführt werden, auch innerorts. Die Information für einen Router, dass die Straße innerorts verläuft, kann zum Beispiel über zone:traffic=DE:urban angegeben werden.
Nun habe ich mal overpass turbo angeworfen und finde beispielhaft
http://overpass-turbo.eu/s/ctS
jede Menge unclassified mit innerörtlichen Unterbrechungen.
Ein Blick auf eine dieser Unterbrechungen

Das Routing sieht deshalb bei “falscher” Auswahl des Routers auf unserer Standardseite so aus:
https://www.openstreetmap.org/directions?engine=osrm_car&route=49.3592%2C11.4153%3B49.3292%2C11.3514#map=14/49.3503/11.3805
Der “richtige” zeigt
https://www.openstreetmap.org/directions?engine=mapzen_car&route=49.3592%2C11.4153%3B49.3292%2C11.3514#map=14/49.3443/11.3832
und liegt mit 7,2 km fast 4 km unter dem ersten Vorschlag.

Mindestens eine innerörtliche Durchfahrt ist als residential erfasst:
https://www.openstreetmap.org/way/27312565

Wen wundert es da noch, dass Skepsis im Bezug auf die Routingfähigkeiten mit OSM-Daten besteht und die armen Programmierer von OSM-basierten Routern bei derartigen Variationen von Standards nicht wirklich glücklich werden können.

Irgendein QA sollte das mal aufgreifen. Oder reicht euch mein overpass oben, um so etwas zu bereinigen?

Moin,

fürs Erste finde ich damit genügend “Jugendsünden”. :wink:

Gruß
Georg

Bedeutet dass nun, dass unclassified in der Regel an unclassified, tertiary oder höher anschließen muss, damit bei längeren Strecken darüber geroutet werden kann?

An sowas denkt doch kein Standardmapper, wenn er eine Straße in einer Wohngegen als residential mappt.
Da setzt OSRM in der Praxis einfach zu viel voraus, was es bei einem OSM ohne Regeln nicht erwarten sollte. Man findet ja auch nicht alle Cafes, wenn man nach amenity=cafe sucht.

Selbst eine Wochenaufgabe könnte hier nur kurzfristig Hilfe schaffen. Wenn das kein QA-Tool aufnimmt seh ich da wenig Chancen auf Besserung … :frowning:

Die Gewichtung der einzelnen Straßenklassen ist alleinig Aufgabe des Routers.

Die OSM Router bieten ja noch nicht mal eine Option “kürzeste Strecke” an mit der Dein Problem auch erschlagen wäre.

Ich wette, dass viele kommerziellen Navis auch die längere Route über Hauptstraßen nehmen.

EDIT: Mein Garmin Nüvi mit OSM Karte wählt auch bei “schnellste Strecke” die kurze 7.2 km Strecke.
EDIT2: Mit Garmin Karte wählt er ebenfalls die kurze 7.2 km Strecke.

Es sieht also so aus, dass OSRM Hauptstraßen zu stark gewichtet.

Ein Querverweis: Highway=unclassified innerorts, Straßennetz
Zusammenfassung: “highway=unclassified” sollte – als unterste Ebene im Straßennetz – nur in sehr berenzten Fällen durch “highway=residential” unterbrochen werden".

Das Problem erstreckt sich leider teilweise auch auf tertiary und darüber, siehe auch http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Osmose/issues#1120
Ich pflege gewöhnlich das highway-Tag an den außerorts gewählten Wert anzupassen, falls mir sowas auffällt.

Aber leider hört osmose bei tertiary auf und unclassified fällt durch den Rost. Dein Vorgehen der Korrektur ist löblich, wobei die Auffälligkeit eher zufällig sein dürfte,weshalb ein QA wünschenswert wäre.
Ansonsten denke ich, dass jeder, der unclassified verwendet, aber dann innerorts auf residential wechselt, die Wiki ignoriert und sich nicht mit “woher hätte ich das wissen sollen?” herausreden kann. Offensichtlich haben wir jede Menge dieser Fälle und ich war vor meiner Haustür bisher auch blind. Leider ist der neue Stil der Standardkarte in diesen Fällen auch nicht hilfreich.

MFN bietet kürzeste an und macht dann den Fehler nicht. Bei schnellster ist der Umweg sogar noch länger und dauert fast doppelt so lang dank Vermeidung der unclassified. Bei OSRM scheinen nur die residential gemieden zu werden.

Im vorliegenden Fall wäre die kürzeste sicher auch die schnellste, was aber nicht ausgewertet wird, weil die Router bei schnellster für mich nachvollziehbar residential nur hinter Start und vor dem Ziel einbeziehen.

Ein Beispiel für unterbrochene tertiary ist hier:
http://www.openstreetmap.de/karte.html?zoom=15&lat=49.10352&lon=11.80441&layers=B000TF
Das Problem bei residential und unclassified liegt auch ein bischen daran, dass beide absolut gleich gerendert werden. So kann man auch auf der Karte nicht sehen, welche der Straßen denn die “richtige” ist.

Bei highway=tertiary ist eine derartige Unterbrechung wohl fast immer als Fehler anzusehen.

Bei highway=unclssified sieht es aber anders aus. Dies kann außerhalb von Wohngebieten eine völlig bedeutungslose Straße sein.
Ist diese durch ein Wohngebiet hindurch an das höherwertige Straßennetz angeschlossen, kann der Abschnitt im Wohngebiet daher überwiegend dem Anliegerverkehr dienen, da der Durchgangsverkehr vernachlässigbar ist. Somit ist nach Wiki highway=residential für diesen Abschnitt richtig.

OSRM routet da nicht lang weil er die Fahrzeit eine Minute länger einschätzt:
http://map.project-osrm.org/?z=12&center=49.359828%2C11.416269&loc=49.359828%2C11.416269&loc=49.328611%2C11.351460&hl=en&ly=&alt=&df=&srv=

residential UND unclassified sind mit 31 km/h bewertet. Secondary mit 54 km/h - deshalb bevorzugt OSRM. Änderung auf unclassified nutzt da nichts %-)
https://github.com/Project-OSRM/osrm-backend/blob/master/features/car/speed.feature

Es geht nicht um die Gewichtung eines einzelnen Routers. Es geht um die Wertung einer Straße mit Vefbindungsqualitäten, die jedoch unterhalb von tertiary einzuordnen ist und deshalb auch innerorts bis an höher oder gleich bewertete Straßen durchgezogen werden soll.
Wenn OSRM ebenso so wie z.B. MFN unclassified und residential in einen Topf wirft, ist dass ein Designfehler, der aber möglicherweise durch unsere fehlerhaften Erfassungen provoziert wurde.
Deshalb nutzt eine Änderung auf unclassified doch etwas, weil nur so Router das auch vernünftig trennen können. Vielleicht hilft auch eine klarere konsistente Formulierung in allen Übersetzungen in der Wiki.
In Einzlelfällen mögen Ortdurchfahrten mit extremen Beschränkungen im Interesse der Anwohner belegt sein. Wenn aber am einen Ende eine unclassified z.B. von einer tertiary ankommt und am anderen Ende etwa zu einem Gewerbegebiet oder Nachbarort weiter geht, muss das innerorts auch eine unclassified sein.

Da ja offensichtlich ähnliche Probleme auch bei highway=tertiary auftreten können und ides in der Standardkarte auf openstreetmap.org im weißen Einheitsbrei unterhalb von secondary nur durch ihre Breite auffallen, habe ich meine obige Auswertung erweitert, damit tertiary dort grün dargestellt wird.
http://overpass-turbo.eu/s/cv6
Viel Spaß und Erfolg beim Aufspüren und Schließen der Lücken.

Hallo,

ist jetzt vielleicht eine dumme Frage: aber irgendwie habe ich noch nicht kapiert, was diese Abfrage darstellt. Alles markiert, aber wie erkenne ich Fehler?

Danke, Wolfgang

Dort wo orange nicht direkt mit grün/orange verbunden ist, sonder nur durch blaue Zwischenstücke liegt der Fehler.
Denn dort sind die unclassified (orange) durch residentals (blau) unterbrochen.
Beispiel hier herangezoomt: http://overpass-turbo.eu/s/cvc

Genau, aber aufgepasst. Dort wo Anschlüsse der fett grün und orange markierten Straßen direkt an vom Hintergrund durchschimmernde gelbe, blass orange oder rote Straßen besteht ist alles in Ordnung, denn dann enden die an einer Straße secondary aufwarts.

Edit:
Im Beispielausschnitt oben rechts zwischen Rittersdorf und Woffenbach an die B299

Moin,

am Beispielort “Berngau” zeigt sich aber auch sehr schön die Problematik:
Wie soll denn die von Norden aus Tyrolsberg kommende Straße an die NM 44 angebunden werden?
a) Weiherstraße - Pavelsbacher Straße
b) Ringstraße
c) Schulstraße
d) Schulstraße - Kindergartenstraße

Die wohl historisch ursprüngliche Verbindungsstraße “Tyrolsberger Straße” dürfte wohl aktuell nicht mehr dem Verkehrsfluss entsprechen …

Gruß
Georg

Auch ohne Ortskunde würde ich auf die Schulstraße tippen. Mit der “Tyrolsberger Straße” gebe ich dir Recht. Aber wie wäre es, den anzuschreiben, der die Schulstraße mit “source=GPS” erfasst hat und somit wohl ortskundig ist?

Das ist ein typischer Fall für Erfassung mit Ortskenntnis. Ich habe diesen thread auch nicht aufgemacht, um jetzt jeden mit dem großen Besen übers Land zu jagen, sondern um regionale bzw. ortskundige Mapper zu sensibilisieren. In meiner Ecke passt da auch einiges nicht, und da ich aus früherer Erfahrung einige der “Promillestraßen” kenne, die aber offiziell für KFZ zugelassen sind, kann ich einiges hinbiegen.

Auch wenn es schon vielfach erwähnt wurde und wird; ich werfe die Gebetsmühle an:
unclassified bedeutet nicht “keine Ahnung was das ist” oder irgendsowas wie service, sondern ist eine ortsverbindende Straße unterhalb von tertiary aber mehr als eine residential. Das verdanken wir der britischen Klassifikation von Verbindungsstraßen.

Dass es ein so gutes Beispiel ist sehe ich erst jetzt. Nach Satelitenbild ist es c) die Schulstraße. Erkennt man u.a. auch an der Breite.
Lösung a) könnte fast schon service sein, sieht auch von der Obefläche anders aus, oben zwischen den Teichen.