Die endgültige juristische Lösung des Lizenzwechselproblems

Ich halte das Gejammer von der Zerstörung des gesamten Projektes inzwischen doch für ziemlich übertrieben! Zwar wird es wohl reichlich “weiße Flecken” geben, wie die inzwischen verfügbaren Karten zu den Auswirkungen des Lizenzwechsels zeigen. Andererseits gibt es aber schon jetzt erhebliche Anstrengungen (und Erfolge) beim Schließen der drohenden Lücken. Und ich denke, das wird sich fortsetzen, zumal drei Monate doch schon ein ziemlicher Zeitraum sind. Und was dann noch fehlt, wird eben danach von bisherigen und neuen Mappern ergänzt. Ist doch auch ein Ansporn, eine “unbefleckte” Fläche vor sich zu haben und sie mit Geodaten zu füllen. An anderer Stelle ist ja schon beklagt worden, dass es in Reichweite bestimmter Mapper nichts mehr zu tun gibt, weil selbst die Gartenzäune schon erfasst sind ;). Nach dem 1.4. können endlich wieder die Ärmel hochgekrempelt werden und los…

Vielleicht lernt die Gemeinschaft durch die Folgen des Lizenzwechsels aber auch ein bischen darüber, wie man möglichst pfleglich miteinander umgeht. DARAN scheint es mir nämlich manchmal zu fehlen… :slight_smile:

In Großstädten werden die Lücken sicher schnell gefüllt werden, aber in ländlichen Gebieten sieht das ganz anders aus: da sind noch viele Orte mit kaum mehr als der Durchgangsstraße erfasst, z.B. in der Westpfalz (siehe hier: http://www.gary68.de/osm/qa/unmapped/index.php?zoom=11&lat=49.61446&lon=7.8034&layers=B00TTTTTTTTTTTTTTTTT - kurz warten, bis die Symbole erscheinen) . Bis dort Mapper die Lücken gefüllt haben, kann es Jahre dauern.

Mal 'ne andere Frage: für wie wahrscheinlich haltet ihr es, dass sich Unternehmen wie z.B. Google oder Microsoft (Steve Coach wird die Lizenwechsel-Diskussionen sicher interessiert beobachten) der CC-by-SA-Version vom 31.3. annehmen und das weitere Mappen seitens der Community unter der alten Lizenz aktiv unterstützen? Oder ein Hardware-Hersteller wie TomTom oder Garmin? Oder deren Kartenlieferanten, also Teleatlas bzw. Navteq?

Rechtlich müsste das doch möglich sein, wenn dauerhaft attributiert, also auf OSM-CC-by-SA verwiesen, wird, oder?

Solche Unternehmen könnten z.B. Serverkapazität auch für Massendownloads von Kacheln (mit Tools wie z.B. MobAC) locker bereitstellen und auch Editoren benutzerfreundlich entwickeln (JOSM finde ich schon recht gut - aber es geht natürlich noch besser). Wäre aus meiner Sicht nicht die schlechteste Lösung für OSM.

Eines sollten wir beachten: wenn in der ODBL-Version ab April auch nur annähernd soviele Daten fehlen, wie heute im OSM-Inspektor rot gefärbt sind, wirft dies das Projekt nicht um Monate, sondern ‘stellenweise’ um Jahre zurück. Von diesem Schlag, den sich OSM selber verpasst, wird sich OSM so schnell nicht erholen, fürchte ich. Eigentlich schade: ein sinnvolles Projekt wie OSM bremst sich selber aus…

Kann ich sowieso nicht nachvollziehen, da sich auch so immer wieder mal was ändert und der Überprüfung bedarf um die Karte aktuell zu halten.

Keine der Firmen (außer vielleicht MS) hat ein aktives Interesse an OSM im allgemeinen. An einem Fork haben sie noch weniger Interesse.

Ob eine Firma sich auf eine Lizenz, wo sie es mit hundertausenden von einzelnen Lizenzgebern zu tun hat, einläßt sei mal dahingestellt. Die Alternative ODBL mit einem Lizenzgeber (= OSMF) dürfte den meisten Firmen sehr viel unkomplizierter und damit attraktiver erscheinen.

Garmin ist ein spezieller Fall.

  • Die Verfügbarkeit von OSM basierten Karten ist ein Vorteil für ihre Hardware Verkäufe.
  • Auf der anderen Seite reduzieren die OSM basierten Karten ihre eigenen Karten Verkäufe.
    Mit anderen Worten, man duldet OSM-Karten. Ob das so ist, weil der Effekt in Summe relativ klein ist oder weil man keine Handhabe gegen das Reverse-Engineering des eigenen Formates hat, muss wohl offen bleiben.

Edbert (EvanE)

Auf jedenfall wirds TomTom, Navigon, Google usw freuen und sich jetzt schon die Hände reiben wenn sie sehen wie weit OSM zurückfallen wird

In meiner Gegend gibts, nein gab es den User " anonymous " Der hat auch jede Menge gemappt was dann wegfällt.

Aber er ist noch nicht einmal bei OSM zu finden als Mapper. Dem würde es mit Sicherheit ziemlich egal sein wenn seine Daten drin blieben.

Gruß Jürgen

Das sind anonyme edits, die es zu Anfangszeiten von OSM noch gab. So ganz anonym sind sie allerdings nicht, sodass derjenige noch gegenüber der LWL seine Zustimmung erklären kann. Nur Anschreiben geht halt nicht, und deswegen werden die meisten edits für die Tonne sein.

Gruß,
ajoessen

IMHO hat MS ein großes Interesse daran, die ODBL-Daten zukünftig ungehemmt nutzen zu können. Da Google grade erst für viel Geld Staatsgeodaten gekauft hat, haben die vorerst keinen weiteren Bedarf. Aber Apple vielleicht. Wenn es beim Fork keine OSMF/LWG/was-auch-immer gibt, wird es wohl ein leichtes sein, die Daten zu “klauen”. Billiger als bei Teleatlas/Navteq einzukaufen ist es auf jeden Fall.

Gruß,
ajoessen

@mtb:
Ich vermute dass kaum Interesse bestehen wird. Warum? Nun, was uns ausmacht sind längerfristig gesehen nicht die Quantität/Qualität unserer Daten, sondern die Anzahl der Leute die sie pflegen (ergänzen, aktualisieren, etc.). Meine Vermutung ist die, dass ein Fork nicht so den Zulauf von alten OSMern bekommt. Selbst wenn hinter jedem Ablenher-Account ein Mapper steckt, der zu einem Fork wechselt und evtl. noch der eine oder andere unentschlossene hinzukommt wird meiner Meinung nach diese Zahl nicht ausreichen, um die ganzen Daten zu pflegen.
Die Lösung wären viele neue Mapper…dazu dürfte aber die Bekanntheit zu gering sein. Evtl. gibt es auf heise etc. einen Artikel dazu, dass OSM unter der bisherigen Lizenz geforkt wurde. Bei der breiteren Masse, die evtl. bereit wäre, Informationen in die von ihnen genutzte Karte einzufügen dürfte der Fork meiner Meinung nach nicht bedeutend genug erscheinen. Extremecarver mit seinen beiden populären Garmin-Karten hätte ich zugetraut, dass er einige Mapper für einen Fork gewinnen könnte, aber nachdem er dann doch zugestimmt hat, gehe ich mal davon aus, dass er sich auch vom Fork verabschiedet hat.

Ist aber alles nur meine Einschätzung der Sache.

Dann ist das mit den anonymen aber eine sehr unglückliche Sache.

Hätte man mit den anonymen nicht anders vorgehen können? Nicht auf deren Zustimmung warten sondern auf deren Absage warten.

Weil wie du schon sagst, sie können noch zustimmen. Nur zum Teil sind deren Datum der Einträge schon was länger her, und sie bekommen das alles hier garnicht mehr mit. Wenn sie nicht sogar nicht mehr leben.

Alles sehr unglücklich gemacht

Gruß Jürgen

Moin,

Ja, wenn die Anonymen vorher ihre namentliche Zustimmung zu solch einem Vertrag gegeben hätten, dann könnte man das jetzt so machen …

Zweifellos - aber nicht die Lizenzumstellung, sondern der Start des OSM-Projekts in dieser Hinsicht - leider.

Gruß
Georg

Hallo ajoessen

Wie groß das Interesse von MS an den OSM-Daten wirklich ist, vermag ich nicht einzuschätzen. Immerhin ist es ein gutes Druckmittel gegen andere Karten-Lieferanten, wenn es in die nächste Preisrunde geht. Dadurch dass sie Steve Coast an prominenter Stelle eingestellt haben, signalisieren sie auf jeden Fall ein klares Interesse an OSM als eine mögliche Option.
Ob das Interesse an OSM darüber hinausgeht, ist wie immer bei so großen Firmen nicht genau zu erkennen (aber zu hoffen).

Apple hat eine ganz andere Zielrichtung. Die wollen so etwas wie den BigBang, wenn sie ein neues Thema angehen. Dazu passt die Meldung auf Macwelt.de vom 3.11.2011 über den Kauf der Firma C3 Technologies. Auch andere interessante Meldungen findet man bei der Suche nach Apple und 3D auf Macwelt.de.
Übrigens Apple klaut nicht, die haben genug Kapital. Apple kauft, was es braucht.

Falls Apple tatsächlich OSM Daten verwenden wollte, hätten wir vermutlich einen großzügigen Spender gefunden. Allerdings hat Apple die Dinge gerne unter Kontrolle, so dass der Crowd-Source Ansatz nur schlecht in das allgemeine Apple Konzept passt.

Edbert (EvanE)

+1

Niemand verlangt von der LWG, mit einzelnen Usern zu verhandeln - mal ganz davon abgesehen, das es solche Verhandlungen ja wohl doch unter der Hand gegeben haben soll. Warum auch? Mir hätte es schon gereicht, wenn sie klare Antworten auf klare, nicht nur mich betreffende Fragen gegeben hätte. Ein “Och naja, die werden dich kleinen Krauter schon nicht verklagen, die haben besseres zu tun” steht nun mal in krassem Gegensatz zum selbst gestellten Anspruch, mit dem Lizenzwechsel Rechtssicherheit herzustellen und dabei auch Verluste in Kauf zu nehmen. Letztlich liefen die Antworten auf: “Kümmere dich, deine Probleme jucken uns nicht die Bohne, es wird schon einer kommen, der deine Daten ersetzt” raus. Solche Äußerungen führen zur Gegenreaktion: “Na dann macht mal, mal sehen, wann einer kommt!”.

Wären die Antworten anders ausgefallen, hätte ich mit Blick auf die trostlose Karte in einigen Gebieten outdoor mit Stand nach dem 01.04. wohl auch dann zugestimmt, wenn die Antwort nicht zu 100% mit meinen Vorstellungen / Erfordernissen übereingestimmt hätte. Und ich kann mir nicht vorstellen, der Einzigste zu sein, dem es so geht. Vertrauensvolles Miteinander jedenfalls geht anders.

Vor allem: Es hilft ja auch nicht. In den Gebieten, über die ich schreibe und wofür ich Karten verwende, stammen 70 bis 99% aller Daten eh von mir. Ich muß also nur noch ein paar Daten aufnehmen und die Karte steht dann doch im Buch - allerdings ohne Hinweis auf OSM. Und mit langfristiger Rechtssicherheit für mich. Ob es das nun gebracht hat??

Gruß

Dieter

In deinem Fall vestehe ich das sogar mit der Ablehnung. Ich mappe hier auch relativ allein auf weiter Flur in einer Kleinstadt. Gerade bin ich mit cleanmap darauf gekommen, dass es hier 1 Mapper gibt der genau 1x genmappt hat und vor gut 3 Jahren in seinem einzigen Changeset mit 700 Nodes unzählige Straßen angelegt hat. Diese sind teilweise in V17 und gehen nun verloren, weil er undecided ist. Prost Mahlzeit. Ich habe jetzt versucht in anzumailen, aber glaube nicht, dass er noch erreichbar ist… In solchen Fällen fände ich eine risikofreudigere Auslegung wünschenswert und finde die Urheberechtssache nur noch lächerlich. Von der Rechtsauffassung, nicht von der tatsächlich juristischen Lage ;-).
Uli

Gilt die Lizenz denn nur für einzelne Objekte und nicht für den Datenbestand als solchen? Ich dachte immer mit jedem neuen Changeset entsteht eine abgeleitete Version (==Werk) der kompletten Datenbank, wodurch sich die Lizenz der Datenbank und damit aller darin enthaltenen Objekte nicht ändern kann. Ich kann ja schließlich auch nicht die Urheberschaft einer Landkarte erlangen, indem ich alle Teile der Reihe nach übertünche und neu zeichne, auch wenn ich das Gebiet genau kenne. Daher bringt bei dieser Sichtweise remappen nichts, weil es nichts an der Lizenz ändert. Sonst können wir auch einfach die History löschen (“nicht mit in die neue DB übernehmen”) und wären bei der Sichtweise, die im ersten Beitrag beschrieben wurde.

Hallo Uli (grothauu)

genau so siehts bei mir auch aus. Nur weil nachher ein anonymous nicht mehr erreichbar ist fällt hier vieles weg.

Den Vorschlag, für diese speziellen Fälle die Historie zu löschen wäre ne Klasse Sache. Vor allem wenns ums wegfallen von Leuten geht die nirgends mehr aufzufinden bzw gelöscht sind, und mit OSM nichts mehr am Hut haben.

Gruß Jürgen

Du hast recht und das ist ein gutes Beispiel:

Deine Handbewegungen beim Neuzeichnen (nur aus Deiner Kenntnis der Gegend!) sind ausschließlich Dein Werk und Du darfst diesen “Changeset” auch auf einem anderen Blatt Papier wiederholen.

Die neue DB ist nicht die nach irgendwelchen Regeln begrenzte Übernahme aus der alten DB; das ist nur eine etwas schlampige Formulierung. Sie beginnt statt dessen leer und entsteht aus den Changesets der Zustimmer (oder Teilen davon).

MfG
Weide

Da hast du vollkommen recht, deshalb darf man ja bspw. auch nicht die aktuelle Mapnik-Karte als Grundlage für das Remapping nehmen. :wink:

Was man machen “soll” ist, die Daten aus einer erlaubten Quelle neu zu erfassen. Denn nur weil Mapper A irgendwann einmal ein Objekt erfasst hat, heißt das ja noch lange nicht, dass kein anderer Mapper jemals wieder dieses Objekt erfassen darf.

Das würde aber nicht funktionieren. Jedenfalls nicht bei Objekten welche Version1 von Nichtzustimmern besitzen. Und auch diese Dinge wie Bewegte Knoten als neue anzusehen ist ebenso nicht möglich. Beim Spliten von Wegen dürfte das Verfahren ebenfalls an seine grenzen stoßen, da hier einfach die Informationen der vorhandenen Karte in das Changeset übernommen worden sind. Also kann auch diese Lösung allenfalls schlampig formuliert oder nicht umsetzbar sein.

Ist schon klar. Die Frage ist aber, WO ich das neue Objekt erfassen darf. Eine wirklich saubere Lösung kann nur die sein, bei der alles neu erfasst wird. So lange ich an der existierenden DB arbeite bleibt es ein abgeleitetes Werk. Ich kann darin etwas löschen und neu erfassen, die Lizenz der DB als ganzes ändert sich damit aber nicht. Was gegenwärtig stattfindet ist aus meiner Sicht eine “Interpretation” der Lizenz und der Versuch, möglichst viel zu retten. Die Interpretation ist auch noch im Fluss, täglich kommen neue Kombinationen von Bearbeitungen hinzu, die als (lizenzwechsel-)“sicher” gelten. Was mich nur wundert ist, dass das alles nicht schon mit dem Entschluss zum Lizenzwechsel vor mehr als einem Jahr durchdacht wurde. Ich werde daher auch erst mal abwarten bis klar ist, wie genau der Umstieg stattfinden wird.

Die neuen Koordinaten sind ja sauber. Allerdings kann man die Changesets nicht so anwenden wie im normalen Betrieb. Man muss als Zwischenzustand Punkte ohne Koordinaten und Wege ohne Punkte zulassen. Wenn also beispielsweise ein Nichtzustimmer einen Punkt ohne Tags als Teil eines Weges eingetragen hat, später Zustimmer diesen Punkt als Bushaltestelle getaggt haben und ein Zustimmer danach den Punkt verschoben hat, dann kann man allein aus den Beiträgen der Zustimmer darauf schließen, dass dort eine Bushaltestelle ist und damit darf sie drin sein.

Ja, das ganze Verfahren ist nur dann sauber, wenn zuerst eine realistische History konstruiert wird. Die Kopiervorgänge und Split-Vorgänge müssen nachträglich identifiziert werden und zu einer erweiterten History führen, so dass also beispielsweise beim Splitten der neue Teil die History des alten übernimmt. Dann geht es.

MfG
Weide