Infoware nutzt OSM

Hallo zusammen,

ich habe gerade gelesen, dass Infoware OSM-Karten nutzt.
Im aktuellen Newsletter 1/2010 (http://www.infoware.de/download/mapIT_0110_25062010_web.pdf) werden einige gute Gründe zur Nutzung angeführt:

“Trotz vergleichsweise einfacher Mittel erzeugt die OSM-Community hervorragende Karten für den Innenstadtbereich. Hier ist die große Zahl der POIs vom Restaurant über den Briefkasten bis zur Bushaltestelle beeindruckend. Auch Pfade, die nur für Fußgänger oder Radfahrer nutzbar sind, sind nahezu vollständig enthalten.”

“Als großes Plus punktet OSM bei der Aktualität. Der Community ist es gelungen, die Karten minütlich zu aktualisieren.”

“Die neuen Tools [Iphone apps, mapzen] katapultieren OSM aus der Nerd-Ecke in den coolen Mainstream.”

In der Tat ist Infoware recht aktiv, was das Thema OSM angeht.
Einer ihrer Mitarbeiter nimmt am Bonner Stammtisch teil.

Für einen Workshop zum Thema Relationen am 12.11.2010
stellen sie Räume zur Verfügung.

Edbert (EvanE)

Der letzthin angekündigte Workshop hat an diesem Freitag stattgefunden. Zu Beginn des Workshops gab der Geschäftsführer von Infoware eine kurze Einführung in die Firma, ihre Produkte und ihr Service-Angebot.

Kurz gesagt hat Infoware eine Reihe aufeinander abgestimmte Software-Tools mit der aus unterschiedlichen Karten-Daten (TeleAtlas, Navteq, OSM, …) Karten nach den Bedürfnissen ihrer Kunden erstellt werden. In vielen Fällen läuft die Software beim Kunden auf dessen Rechnern, so dass der Kunde sobald sich das System eingespielt hat, Karten und unterschiedliche Ansichten der Karten-Daten selber handhaben kann.

Ein Schwerpunkte sind Online-Karten, die in die Webseite des Kunden flexibel eingebunden sind. Der andere Schwerpunkt ist als Dienstleistung die Aufbereitung und Zusammenführung von Karten-Daten aus unterschiedlichen Quellen für Navigationssysteme und -Programme.

Infoware setzt seit ungefähr einem Jahr OSM-Daten für ihre Kunden ein.
Für viele Kunden ist der Preisvorteil durch OSM das ausschlaggebende Argument, für andere Kunden ist es der hohe Detailierungsgrad der OSM-Daten.

Der Vorteil der OSM-Daten sind die vielen erfassten Details, die umso wichtiger sind, je weiter weg ein Kunde von einer auf Autofahrer ausgerichteten Karte will und eine Aktualität, die kein anderer Anbieter von Karten-Daten liefern kann.

Ein Nachteil ist das Routing, das auf OSM-Daten oft zu schlechteren Ergebnissen führt als auf Grundlage kommerzieller Karten-Daten.

An diesem Punkt entspann sich eine angeregte Diskusion über die Gründe für dieses Phänomen.

Es gibt zwei wesentliche Ursachen dafür:

  • Die Straßenklassen, die für die Routung-Algorithmen verwendet werden, passen nicht 1:1 zu den OSM-Daten.
    Die existierenden OSM-Daten lassen nur unzureichende Schlüsse auf die für das Routing benötigte Straßenklassen zu.
  • In kommerziellen Daten sind erheblich mehr Abbiege-Regeln enthalten als in den OSM-Daten.

Der zweite Punkt wurde als das identifiziert, wo es die stärksten Ansätze für ein gemeinsames Projekt von OSM und Infoware gibt. Sprich eine bessere Durchdringung der OSM-Daten mit Abbiege-Regeln. (Da haben wir noch viel aufzuholen)

Wir konnten dann einige Hilfsmittel zeigen, mit denen OSM-Daten auf Fehler und/oder Ungereimtheiten untersucht werden. Was fehlt, jedoch für diese Frage sehr hilfreich wäre, ist ein Tool, um Stellen im Wege-Netz zu entdecken, für die mit relativ großen Wahrscheinlichkeit Abbiege-Reglen notwendig aber noch nicht vorhanden sind. So ein Tool könnte man mit dem von Skobbler gesponserten Routing-Layer des OSM-Inspectors oder einigen Tests von KeepRight vergleichen.

An dieser Stelle konnte natürlich niemand eine zündende Idee aus dem Hut zaubern, so dass wir uns den Rest der Zeit mit dem eigentlichen Thema - Relationen bei OSM und ihre Bearbeitung mit dem Relationen-Editor von JOSM - widmeten.

Kurz gefasst:

  • Infoware ist an einer Zusammenarbeit mit OSM interessiert.
  • Es gibt zwei konkrete Themen (Abbiege-Regeln und Straßen-Klassen)
  • Wir sollten diese Chance aufgreifen.
  • Wir vom Bonner OSM-Stammtisch bleiben sicher im intensiven Kontakt mit Infoware.

Als eine leicht zu realisierende Maßnahme schlage ich das Thema “Abbiege-Regeln” für eines der nächsten (deutschen) Monats-Projekte vor.

Edbert (EvanE)

Schöne Sache :slight_smile: Aber ein leicht komisches Gefühl beschleicht mich, wenn da gesagt wird, dass OSM seit einem Jahr eingesetzt wird. Wer sind denn die Kunden? Halten sie sich an die Lizenz?

Wer das konkret heute einsetzt, kann ich dir nicht sagen.
Da müstest du mal auf die Referenzliste von Infoware schauen und dann diese Kunden einzeln ausprobieren.

Es wurde von je einer größeren Zeitung in Hamburg und Berlin gesprochen.

Sowohl was Infoware betrifft, als auch Zeitungen als deren Kunden habe ich keine Bedenken, dass die für das Thema Lizenz ausreichend sensibilisiert sind. Die Fragen tauchen doch bei anderen Daten-Lieferanten genauso auf.

Was das seit einem Jahr betrifft, heißt es erst einmal nur, dass Infoware die OSM-Daten seit einem Jahr in sein Portfolio aufgenommen hat. Sprich Import-Funktionen der OSM-Daten in die Software-Umgebung von Infoware existieren. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass OSM-Daten von Kunden der Firma Infoware tatsächlich eingesetzt werden. Die Firma Infoware kann ihren Kunden jedoch heute anbieten Karten-Daten von OSM ohne Lizenz-Kosten zu verwenden.

Damit stehen die OSM-Daten gleichberechtigt neben anderen Daten-Lieferanten (sei es für Karten oder anderes) aber mit dem Vorteil der Kostenfreiheit und Aktualität.

Edbert (EvanE)

Hier die Referenzen, zum Lizenzbruch würden Sie sich wohl kaum auf einer Schulung bekennen. Aber die Lizenzen - auch im Zusammenhang mit der Lizenzumstellung bzw. Fork - wird bei uns auf dem Stammtisch regelmässig diskutiert. Da auch ein Mitarbeiter von Infoware regelmässig dabei ist, wird bei denen die Lizenzfrage bekannt sein.

-trekki

Ups, Doppelpost von EvanE und mir.
Zum Thema Lizenz, OSM usw. habe ich noch diesen Artikel gefunden. Da beschreibt Infoware schon auf der ersten Seite die Lizenz.
-trekki

Hehe ne ich meinte das eher im allgemeinen, nicht das die Daten irgendwie vermischt werden und keiner wills gewesen sein :wink: Ziehlt auch nicht unbedingt auf Infoware ab, aber ist ja schon was, was man bei Firmen vielleicht im Hinterkopf behalten kann.

Insgesamt finde ich deren Engagement schon recht ordentlich :wink:

Wo ist denn da konkret das Problem?

Es gibt in OSM grob folgende Straßen-Typen:

  • motorway, trunk, primary, secondary, tertiary
  • unclassified, residential, living_street, pedestrian, track, service
  • cycleway, footway, path (bridleway)
  • road (= keine Zuordnung)

In der einfacheren Klassifikation werden 9 Straßen-Klassen verwendet. Während motorway bis tertiary relativ klar zugeordnet werden können, sieht das bei den lokalen Straßen von unclassified bis service schwieriger aus. In OSM werden diese Straßen nach verschiedenen Kriterien eingeordnet (mit Eigenschaften versehen) und nicht nach ihrer Bedeutung für das Routing. Nun ist ja bei OSM das Tagging bei weitem nicht einheitlich, so dass eine notwendige Vorverarbeitung immer wieder an Grenzen stößt.

Kommerzielle Daten liefern die benötigte Straßen-Klassifikation meist mit.

Aufsetzend auf diese einfachere Einteilung gibt es eine zweite Einteilung, die etwas mehr Details ergibt. Damit werden dann z.B. Parkplätze oder Beschleunigungsstreifen erfasst. Und als letztes gibt es noch ein Flag für innerorts/außerorts, was ja in OSM bislang weitgehend fehlt.

Ein weiteres Problem hat diese Klassifikation mit OSM gemeinsam. Eine Autobahn hat nicht immer die höchste Straßenklasse (= von überregionaler Bedeutung). Zubringer in eine Stadt zum Beispiel haben oft nur eine regionale Bedeutung und werden daher in eine niedrige Straßenklasse eingestuft. So etwas kann man den OSM-Daten nicht auf einfache Art und Weise entnehmen.

Soweit für Erste.
Leute die sich mit Routing für Garmin-Geräte beschäftigen, kennen sicher das Problem die OSM-Wege in road-class und road-speed einzuteilen.

Edbert (EvanE)