Abbiegepunkt auf der Straße (Navigation)

Moin,

nach der reinen Lehre (wie ich sie immer nenne) werden ja nur dann 2 Wege angelegt, wenn zwischen ihnen eine bauliche Trennung vorliegt. Umgekehrt heißt das, dass selbst eine große Kreuzung mit meinetwegen 6 Fahrstreifen in jede Richtung in OSM nur mit 2 Wegen gemappt wird. Die Fahrstreifen kommen dann per lane-Key dazu und auch Abbiegebeschränkungen und dergleichen. Und ein guter Renderer könnte diese Kreuzung theoretisch sogar richtig “dick” darstellen, um es real aussehen zu lassen.

Nun ist es aber oft so, dass es Abbiegespuren gibt, die “schön abgerundet” in die andere Fahrbahn münden, manchmal sogar mit eigener Ampel oder an der Ampel vorbei. Wenn man diesen “Abbiegebogen” nun separat mappt, kommt man mit solchen Dingen wie Ampeln und RichtungsbBeschränkungen sehr gut klar. Und auf der Karte sieht es auch noch plausibel aus, weil es sich quasi mit dem sichtbaren Bild deckt. Oft wird in dieser Weise von der reinen Lehre abgewichen. Bei kleinen Bögen mache ich es ehrlich gesagt auch so.

Wenn man der reinen Lehre folgt, erhält man zwangsläufig eine 90°-Abbiegung (bei einer rechtwinkligen Keuzung). Das ist für die Navigation aber unter Umständen sehr ungünstig, weil zwischen dem Punkt, an dem man physisch abzubiegen beginnt, und der Mitte der Kreuzung durchaus 20…30 Meter liegen können. Wenn das Navi also sagt, dass man in 100m abbiegen soll, dann sind es u.U. eigentlich nur noch 70 Meter. Das kann bei bestimmten Kreuzungen sehr verwirrend sein. Die GPS-Genauigkeit lassen wir jetzt mal außen vor – wir taggen ja nicht für´s GPS-Signal.

Anders herum wird es bei solchen “Abbiege-Bögen” manchmal auch schwierig, ein “geradeaus” oder “links/rechts” zu erkennen, weil der Winkel so stumpf wird. Dieses Problem tritt allerdings auch unabhängig von der konkreten Thematik oft auf.

Nun meine Frage: Gibt es irgendein Tagging-Proposal oder sogar ein fertiges Tagging, das sich mit diesem und ähnlichen Problemen befasst? Habe spontan nichts gefunden.

Ich finde den umgekehrten Fall verwirrend und habe mich deshalb auch schon verfahren: Gegeben war eine innerstädtische Kreuzung, der Hauptweg geht leicht nach links, das Navi wollte mich rechtwinklig nach links abbiegen lassen. Weil dort aber genau so eine sanfte Abbiegung gemappt ist, gab es die Anweisung „Nach 30 m biegen Sie leicht nach links ab“. Ich schaute nicht auf die Karte, sondern dachte, es meint mit „leicht nach links“, ich solle der leichten Linkskrümmung geradeaus folgen. Und reingefallen.

Mir ist es deshalb lieber, wenn eine letzten Endes rechtwinklige Abbiegung auch so gemappt ist, ohne die exakte bauliche Ausführung zu erfassen. Wenn mir das Navi sagt: „In 30 Meter links abbiegen“, dann sehe ich ja schon, wo ich mich dafür einzuordnen habe, und habe eine Anweisung bekommen, die den gesamten Abbiegevorgang beschreibt statt nur den ersten Teilschritt.

Du mußt auch bedenken: Sobald du aus Sicht des Navis auf einem neuen Way bist, sieht es keine Veranlassung mehr für weitere Anweisungen, denn aus seiner Sicht kannst du jetzt ja gar nicht mehr anders fahren. Darauf basiert auch der Konsens, separate Ways erst da zu mappen, wo wirklich eine bauliche Trennung vorliegt. Ich bin schon mehrmals(!) bei Spurmapping falsch gefahren, weil die Abbiegespur, auf der ich mich bereits befand, für das Navi ein separater Way und damit ein Grund für die Ansage „Fahren Sie geradeaus“ war. Was mich zum Spurwechsel nach rechts bewog, obwohl es damit nur „bleiben Sie auf dieser Spur“ meinte.

Ist das, was ich hier vertrete, schon Mapping für den Router? g

–ks

Danke für die gedanken. Wie man sieht, ist das alles nicht ganz trivial. In Richtung Deiner o.g. Bedenken ging übrigens mein vorletzter Absatz, sprich: ich sehe da auch pozenzielle Probleme. Vieles lässt sich mit einem sauberen Lane-Tagging erschlagen. Dann kann man auch schon mal auf dem falschen Fahrstreifen unterwegs sein, ohne dass das Navi meckert und trotzdem mit der Möglichkeit, das noch zu korrigieren. Das ist nämlich auch ein blöder Fall: Das Navi meint zu erkennen, dass man auf der baulich getrennten Abbiegespur ist und berechnet schon die Korrektur, obwohl man eigentlich normal geradeaus fahren kann.

Ein Grund mehr, solche “Aktions-Punkte” zu definieren, oder?

Das Tagging für den Router halte ich persönlich übrigens für erwünscht, denn es basiert ja auf spezifischen Tags, die die Realität so genau wie nötig abbilden, ohne zu schummeln. Ähnlich verhält es sich mit den 3D-Daten und dergleichen. Nicht zu verwechseln mit dem Tagging für den Renderer, dem man mittels nicht realer Schummeleien zu einer vermeintlich besseren Visualisierung verhelfen möchte (darüber hatte ich mich hier schon kurz ausgelassen).

Übrigens erinnerte mich Deine Formulierung “leicht abbiegen” sehr an den MapFactor-Navigator. Da kann man das Level einstellen, aber selbst bei kleinen Werten möchte der noch zu oft “leicht” irgendwo abbiegen. Um sowas zu verhindern, könnte man natürlich auch noch Tags erfinden, die eine Situation explizit klären, wenn die Geometrie mehrdeutig ist.

Die Verkehrswege (highway = …) werden als Linien eingetragen, deshalb muss man teilweise ziemlich abstrahieren.

Außerdem: Ja, Verkehrswege sind in erster Linie “Mapping für den Router”.

Grundsätzlich ist Mapping für irgendetwas nicht verkehrt, solange man damit nicht gegen Konventionen verstößt.

“highway” bezeichnet die gesamte Fahrbahn (mit allen Fahrspuren). Vielleicht gibt es in Zukunft Möglichkeiten, den Verlauf von Fahrspuren einzeln darzustellen. “highway” ist dafür ungeeignet.

Bernhard

So isses.
kreuzschnabel spricht mir aus der Seele. Mancher Mikromapper weiß nicht, was er (anderen an-)tut. Man muss sich auch nur das momentane Bahnhofsmapping der Firma Mentz anschauen, das angeblich Fußgängerrouting verbessert…

Gibt es schon. Nennt sich Luftbild :stuck_out_tongue:
Oder “area:highway” (für das bestimmt noch jemand die passenden Striche (Fahrbahnmarkierungen) ergänzt.

@pyram: Es ist doch schon alles vorhanden, was man braucht. Man kann jeden Fahrstreifen mit Typ, Breite und Begrenzungslinien taggen. Und in meinen Augen ist das je nach Relevanz der Straße auch sinnvoll, weil einerseits die Router da wichtige Information draus gewinnen und auf der anderen Seite auch der Renderer ein … sagen wir spezifischeres Ergebnis erzeugen kann. Und wir sprechen ja nicht nur von Mapnik als Universal-Renderer.

Oftmals weiten sich die Spuren Richtung Kreuzung auf oder es liegen Sperrflächen zwischen Spuren. Bei beiden wüsste ich nicht auf Anhieb, wie man diese Eigenschaften tagged.

Im Zweifel, indem man bei Sperrflächen eine Lane hinzufügt, die gesperrt ist. Auch sowas ist in der Wiki vorhanden. Man braucht also nichts neu erfinden. Bei sich aufweitenden Fahrstreifen ohne Sperrbereiche gibt´s ja gar kein Problem, da dann einfach die neue Lane-Breite angegeben wird.