Was war zuerst da: Der Name oder das Schild?

Gelegentlich gibt es Diskussionen um Namen, die nicht durch Schilder belegbar sind und teilweise gleichzeitig noch beschreibend klingen.
Anlässlich der gestrigen schrieb ich diesen Beitrag.

In diesem Zusammenhang wüsste ich zu gern, ob man davon ausgehen soll, dass beim Eintreffen der ersten Siedler schon ein Amt errichtet war, das Namen vergeben hat, damit die Siedler und baldigen Bauern wissen, wie sie ihr Dorf und die Straßen zu nennen haben.
Oder gab es einen Voraustrupp, der in der Wildnis amtliche Schilder verteilte: “Hauptstraße”, “Dorfstraße”, “Schmiedegasse”, “Obermarkt”, Untermarkt" (aber nicht: Dorfteich")? :wink:

Oder wurden vielleicht doch irgendwann die Namen amtlich, die die Siedler ihrem Dorf und den Straßen gegeben haben? (Ich will jetzt nicht von den Straßenumbenennungen im Zusammenhang von Eingemeindungen reden?)
Und gibt es das vielleicht heute noch, dass Gegenden oder Örtlichkeiten von Leuten so lange mit einem Name genannt werden, bis dieser irgendwann seinen Weg auf bedrucktes Papier findet?

Traurig finde ich dann, dass Mapper herumgehen und Namen/Orte löschen mit dem Changesetkommentar “survey” und auf Nachfrage antworten: “Ich habe kein Schild gesehen”.
Eine Teilschuld tragen zwar auch die Mapper, die Namen eintragen, ohne die genaue Quelle anzugeben. Aber ich würde mir nicht anmaßen, Namen zu löschen, nur weil ich vor Ort kein Schild gefunden habe.
Wieviele Hügel/Berge kennt ihr, auf denen ein Schild mit dem Name des Berges steht?

Fragen zum Schluss:
Ist ein Name ein Name, wenn er von den Bewohnern der Gegend/Region geführt wird? Oder muss er erst in amtlichen Papieren oder auf Karten auftauchen, damit er ein Name ist? Oder ist er in ersterem Fall stets nur “loc_name”, der bei amtlicher Nennung zu “name” wird?
Ist es sinnvoll, einen “loc_name” zu vergeben, wenn kein “name” existiert? Oder sollte man stattdessen nicht gleich “name” verwenden? Schließlich haben Objekte, die von allen Leuten nur mit dieser einen Bezeichnung genannt werden, nur diesen einen Namen.

Nicht zuletzt in diesem Zusammenhang: Postleitzahlen- und Wahlkreisgrenzen werden auch gemappt, obwohl sie vor Ort nicht überprüfbar sind.

Was meint ihr?

[Edit: Einführung mit Link]

ich nutze häufig loc_name=* oder alt_name=* - leider bemängelt das die Qualitätssicherung, da kein name=* vorhanden ist. Es gibt einiges, was lokal benannt ist, aber wo der Nachweis durch ein Schild / Tafel fehlt.

Wenn steht: Teich - baden verboten ist es ein Teich ohne name=*. Bei “Dorfteich baden verboten” - kann - name= Dorfteich, weil es ja beschrieben ist.

Aber wer sagt das ein Dorfteich ein Teich und nicht ein Weiher ist?

Nicht vor Ort überprüfbare Daten sollten nur gemappt werden, wenn sie einen großen und allgemeinen Nutzen haben. Solche Daten zu mappen, ist die Ausnahme, und die muss gut begründet sein.

Sowohl die Überprüfbarkeit als auch der Nutzen sind gleitend; ein Schild bedeutet hohe Überprüfbarkeit, aber wenn ich einen beliebigen zufälligen Bewohner des Dorfes nach dem Namen des Weihers fragen kann und stets die gleiche Antwort erhalte, kann man das schon auch noch gelten lassen. Klappt das hingegen nur mit den verbliebenen Bewohnern aus der Vorkriegsgeneration, wäre ich schon skeptisch.

Wahlkreisgrenzen gehören gelöscht, das ist Quark, der Nutzen ist gering und die Überprüfung schwierig.

PLZ-Grenzen würde ich wegen ihres hohen Nutzens und der einigermassen brauchbaren Überprüfbarkeit (“Entschuldigung, was haben Sie hier für eine Postleitzahl?”) akzeptieren.

Bei den Namen habe ich immer ein großes Problem, wenn einer ankommt und mir erklärt, der Ort heisst auf bengalisch so-und-so. Wer legt denn das fest? Die deutschen Dorfbewohner haben sich sicher keinen bengalischen Namen gegeben, und wenn ich hingehe und die frage, werde ich nur Fragezeichen in den Gesichtern sehen.

Bye
Frederik

Also wenn es darum geht, was zu erst war… dann gewinnt bei mir ganz klar der Name. Die überwiegenden vergebenen Namen, z.B. von Wegen, Bergen, Lokalitäten, Gewässern, Wäldern, Wiesen ect. sind meiner Meinung nach vor Ort nicht überprüfbar. Deswegen sie gleich zu löschen halte ich für Falsch.

Wenn man die Überprüfbarkeit vor Ort als Kriterium ansetzen will, müssten mindestens die geschätzte Hälfte der Namen gelöscht werden (aus allen vor mir genannten Bereichen). Auch ein Tagging nur mittels loc_name=* funktioniert nicht. Sicher werden viele Namen nur lokal benutzt. Ausschließlich loc_name=* zu verwenden rechtfertigt das noch lange nicht.

Anderes Beispiel. Der Ort Joachimsthal http://www.openstreetmap.org/?mlat=52.9778&mlon=13.7430#map=14/52.9779/13.7430&layers=N wird lokal auch gerne mal Juchtebiedel genannt. Das weiß aber nur jemand vor dort (ich habe Verwandschaft dort). Das wäre ein Beispiel für loc_name.

Amtlichen Karten vertraue ich nicht… Wenn ich bei mir im Spreewald anschaue, welcher Schindluder mit songenannten amtlichen Gewässernamen getrieben wird, könnte ich wütig werden… Da finden sich Bezeichnungen, die niemand jemals gebraucht hat und wo unkundige sture Wasserbaubetonköppe versuchen Dinge durchzudrücken, die nicht erklärbar sind. Ich warte nur auf Geomaerker

Es ist leider halt aber auch so, daß sich viele nicht mehr für solche Dinge interessieren… Darum geht da auch viel verloren.

Sven

Das geht aber genauso andersherum. Frag mal in Peking die Leute, nach Peking. Da findest du auch nur staunen in den Gesichtern. Soll jetzt name:de=Peking gelöscht werden? Da haben sich halt mal Deutsche hingesetzt und den chineischen Namen in deutsche Laute transformiert. Ebenso haben sich halt auch Chinesen hingesetzt und europäische Namen in chinesische Laute transformiert.

Ja, es gibt Daten, die man lokal nicht erfassen kann. Evtl. weil man weitere Kenntnisse (Sprache etc.) dazu braucht. Ich hielte es aber für fatal, wenn man bei Sprachvarianten da die große Keule schwingt. Das bedeutet im Umkehrschluss dann auch, dass Ausländer die Karte nur noch begrenzt nutzen können.

Ich hab es jetzt schon mindestens 2mal gehabt, dass Namensschilder verschwunden sind und nicht wieder ersetzt worden sind. Ich vermute weil es auch keine zugehörige Adresse gibt und das Interesse deshalb eher gering ist.

Gerade letzteres sehe ich als Chance, eben genau sowas in alt_ oder loc_name zu schreiben, bevor es in Vergessenheit gerät. Wenn du hier am Ort die “ältere” Generation nach dem Weg fragst, hört man von denen ein “…an der Grenzbrücke rechts…” oder “… über die Insel nach Steinbach…”, naja und weder für die Grenzbrücke noch für Insel steht irgendwo ein Schild rum, und letzteres wird aber hier vom Tourismusbüro als Wegbeschreibung genutzt, obwohl es auf keiner Karte - außer OSM - (oder eben auf keinem Schild) zu finden ist :smiley:

<local_name=> braucht man eigentlich nur, wenn bereits ein <name=> getaggt wurde und der örtliche gebräuchliche Name vom allgemeinen Namen abweicht.

Tags wie source:name=knowledge oder source:name=local_knowledge sind ein Fingerzeig, dass man sich erstmal in der Gegend umhören sollte, bevor man den getaggten Namen ändert oder löscht. Zusätzlich kann eine erläuternde <note=*> hilfreich sein, um wenig offensichtliche Sachverhalte verständlich zu machen.

Und wer bei allem den Namen löschen will, wo kein Schild dran ist, sollte bloß die Finger vom Atlantik lassen. Der heißt so. Auch ohne Schild.