Hilfe bei Georeferenzierung benötigt (Verständnisproblem Projektion)

Hallo Mitmapper,
ich hab ein Verständnisproblem in Sachen Georeferenzierung bzw. benötige Hilfe dabei :slight_smile: es geht um folgendes Gebiet: http://osm.org/go/0JUKyK0tF– dort wurden schon ganz viele Häuser von einem amtlichen Lageplan abgezeichnet (von einem anderen Mapper). Allerdings hab ich festgestellt, dass diese von den Luftbildern um teils mehrere Meter abweichen. Zum Vergleich hab ich die Aerowest Luftbilder genommen, also ich gehe mal davon aus, dass da was mit der Georeferenzierung nicht stimmt. Jetzt hab ich mal mit dem Mapper der Häuser geredet, er hat wohl diesen Plan hier http://www.bayreuth.de/dlc/323/download.htm (Seite 9 im PDF) verwendet (rechtlich geht das alles soweit in Ordnung, das ist kein Problem). Allerdings konnte/wollte er mir keine Details nennen wie er technisch die Georeferenzierung umgesetzt hat. Jetzt wollte ich das mal selber nachvollziehen, aber auch ich hab Probleme den Plan in Einklang mit den Luftbildern zu bringen. Zur Georeferenzierung hab ich das Piclayer-Plugin in JOSM verwenden, also drei markante Punkte markieren und dann z.B. auf die vorher aus den Aerowest Bildern “abgezeichneten” Punkte zurecht ziehen. Jetzt frag ich mich aber wie weit die Projektion bei der ganzen Sache eine Rolle spielt. Bei diesem Lageplan wurde keine Projektion angegeben. Spielt die Projektion eine wichtige Rolle bei der Georeferenzierung? Ich hab irgendwo gelesen, dass man mit dem “3-Punkte-Verfahren” nur eine Rotation und eine Skalierung durchführen kann, aber komplexere Operationen bei der Georeferenzierung sind damit nicht möglich. Inwieweit muss also die verwendete Projektion in JOSM zu der von dem verwendeten Bild (in diesem Fall Lageplan) passen damit die Georeferenzierung klappt? Oder sollte man sowieso ein andere Vorgehensweise bei der Georeferenzierung von solchen Plänen wählen?

Gruß
Frank

Frank,

drei Punkte sind schon mehr als nur Maßstab und Rotation. Wenn ich das machen müsste würde ich das Bild mit QGIS georeferenzieren und möglichst viele Passpunkte verwenden, QGIS zeigt dann auch wie gut die Punkte zueinander passen.

Hier eine Anleitung die ich spontan gefunden habe: http://qgis.spatialthoughts.com/2012/02/tutorial-georeferencing-topo-sheets.html

LG,

-moenk

Hallo,

so wie ich das sehe, liegt dem Städteplan im pdf eine Flurkarte zu Grunde. Auf Gund der Zeit, würde ich sagen, daß das Koordinatensystem Gauss-Krüger ist, entweder 3. oder 4. Streifen, ich weiß jetzt nicht, was in Bayern… ähm in Franken :wink: amtlich ist. Ich gehe ferner davon aus, daß Bayern 2010 noch nicht auf ETRS umgestellt hat.
…und genau da liegt das Problem. Das Gauss-Krüger und das ETRS haben jeweils eine unterschiedliche geographische Basis: Bessel und GRS80. Ein Umprojizieren ist hier keine Anpassung an Maßstab und Rotation. Da nun keine Koordinatenpasspunkte vorliegen, an die man sich orientieren könnte, muß eine Neuprojektion anhand möglicht vieler und möglichst gleichmäßig verteilte übereinstimmender Punkte erfolgen. Mit Q-Gis hab ich in Sachen Georeferentierung noch nicht gearbeitet. Ich hab eine ArcGis-Lizenz und damitgeht das auch ganz gut.

Sollten Karten bereits georeferenziert vorliegen, und sind ins ETRS umzurechnen, empfielt sich die Methode nTV2, die ist netzbasierend, uns recht genau (kann glaube ich auch Q-Gis).

Sven

Wie spielt ETRS jetzt bei der ganzen Sache mit rein? Mal angenommen, der Plan wäre mit GK4 Koordinaten, könnte ich dann nicht die entsprechende Projektion bzw. Koordinatensystem in JOSM einstellen und damit dann arbeiten?

Standardmäßig ist bei mir das EPSG 3857 eingestellt.
Das sagt EPSG-Registry dazu.
-WGS84 - Pseudo-Mercator
alias: WGS 84 / Popular Visualisation Pseudo-Mercator

WGS84 ist im Prinzip synonym zu GRS80 anzusehen. Die Unterschiede zwischen beiden sind im sub-Zentimeterbereich und somit für die normale GIS-Arbeit (auch OSM) nicht relevant.
WGS84 kommt i.d.H. aus dem GPS-Sektor und wird sehr gerne und oft für Online-Map-Anwendungen verwendet. GRS80 ist im Prinzip rechnerisch und parametrisch qualifizierter und eben für GIS-, Karten- und Katastergeschichten vorgesehen.

Bei ESRI gibt es diverse Infos zu Koordinatensystemen. z.B.: http://support.esri.de/files/support/KoordinatensystemeInDeutschland.pdf

Sven

Guckst Du hier: http://www.vermessung.bayern.de/file/pdf/4059/ETRS-UTM.pdf

ETRS nicht vor 2014?

was machen die denn die ganze Zeit… Da werden sie wohl so ziemlich die letzten in D sein…?? grübelt Sven

PS: Danke für den Link

aus dem zitierten Dokument:

Jedem Amt seinen persönlichen Alki! Nun, mit soviel geballten Massen (Oktoberfestbier?) dauert die Umstellung eben etwas länger! :laughing:

Daran muß ich auch immer denken, wenn ich das lese… :smiley:

Prost,

Sven

Kann einer der Kundigen was zur zu erwartenden Verzerrung sagen?

Nehmen wir an, der Lageplan wäre GK4 und vielleicht schief auf den Scanner gelegt worden. Wenn ich den nehme, an 3 Punkten referenziere und damit stauche und drehe, sollte die Abweichung im kleinen Bereich um diese drei Punkte rum ja nicht allzu gross sein. Ganz egal, ob die Zielprojektion Mercator, UTM oder auch wieder GK ist, Hauptsache irgendwas bei hinreichend kleinen Distanzen winkeltreues. Hier gehts ja nicht um eine Deutschlandkarte, sondern um 200x200Meter. So stelle ich mir das jedenfalls mal ganz naiv vor :wink:

Sind trotzdem ein paar Meter zu erwarten?

Grüße, Max

Bein dieser Vorgehensweise höchsten Zenti-Meter :slight_smile:

In diesen kleine Bereichen kann man alle Projektionen für unsere Belange als Ebene bezeichnen und daher über 3 Punkte in einander überführen.

Dann ist die einzige Fehlerquelle noch die Stadtsekretärin, die das Bild in ihr Schreibprogramm kopiert hat oder der Setzer des Amtsblattes. Die beiden haben den Plan noch ein bisschen unsymmetrisch gestaucht, damit er gefälliger ins Seitenlayout passt…

Klar, aber man könnte JOSM ja auch auf GK4 umstellen, das meinte ich mit meinem vorherigen Post :slight_smile: dann hätte man ja nicht die Problematik, dass JOSM ein anderes Koordinatensystem als das Bild verwendet? Allerdings halte ich inzwischen die Theorie von maxbe auch nicht mehr für unmöglich :wink:

das ist ein Weg, von dem ich persönlich immer die Finger lasse. Meiner Erfahrung nach ist der einzig saubere Weg, Gauss-Krüger-Daten erst korrekt umzurechnen, Lage zu Prüfen und erst dann abzudigitalidieren. Solche OnTheFly Projektionen sind erst mal Performance-Bremsen. Bei Q-Gis und JOSM weis ich zudem nicht genau, ob die Transformationsparameter sauber und korrekt umgesetzt sind. Bei Q-Gis weiß ich, daß es in der Anzeige gut funktioniert, mit den Projektionsparameterangaben des zu digitalisierenden Themas ist es aber etwas komisch…

Sven

Die Frage ist ohnehin wie genau die Kartengrundlage ist. Der zugrunde liegende Plan kann ja gerne digital sein, nur wie wurde er es?

A. Durch Rechnen der einzelnen Punktkoordinaten aus dem Vermessungszahlenwerk
B. Digitalisierung der analogen Flurkarte (Fehler in Erfassung und Digitalisierung?)
C. gab es in dem Gebiet nach Digitalisierung schon Kartenverbesserung (siehe A.) Dann ist es ein Mischprodukt. In einer Ecke super in der anderen grausam.
D. Mit welcher Methode wurde welches Gebäude oder welche Grenze vermessen? Orthogonal, Polar, SAPOS?

Da können locker flockig 10 Meter drin sein, da je nach Erfassungs- und Weiterverarbeitungsmethode ne Menge Ungenauigkeiten eingeflossen sein können.

Darum sollte auch keiner mit einem simplen Kartenauszug gegen den Nachbarn vor Gericht ziehen, weil darauf der Grenzstein 50cm weiter rechts steht…

Und dann kommt da noch der generelle Papierverzug, je nach Qualität, Scanner, schief/nicht plan aufgelegt, hinterher im Dokument vielleicht noch gestaucht, womöglich in die eine Richtung mehr als in die andere…